Was – schon wieder Pyramiden ? Nu ja, faszinierend sind die ja schon. Anscheinend derart fesselnd, dass sie bei ner Menge Power Metal Bands gehörig Eindruck schinden können, zumal das alte Ägypten ja ein SEHR beliebte Thema des Genres ist. Sicher gibt es noch unsere Chefägyptologen Nile, aber mit deren technisch-wüstem Death Metal haben Ra’s Dawn trotz der (größtenteils) textlichen Parallelen so gar nix zu tun.
Allerdings beschränken sich die Koblenzer nicht nur auf maiden-gefärbten Power Stoff (so auf dem Opener „Forlorn Dream“), sondern wissen spätestens bei dem Nachfolger „In Memory“ mit verschachtelten Songstrukturen zu glänzen, bei denen ein Break das nächste hetzt. Dabei wirkt der Song dennoch wie aus einem Guss und nervt gottlob nicht mit allzu selbstdarstellerischen Frickeleien. Da, wo Track Nr. 1 noch straight aus den Boxen läuft und mit einem ohrwurmerzeugenden Refrain aufwarten kann, wird Nummero 2 wesentlich abwechslungsreicher und vertrackter.
Zudem nimmt die Härte durch ganz leicht thrashige Einsprengsel angenehm zu und auch der Drummer, der sich bis dahin noch etwas zu sehr zurückgehalten hat, kommt besser aus dem Quark – auch wenn mir „Forlorn Dream“ aufgrund des genialen Chorus sehr gut gefällt, vermisse ich ein wenig Speed und Explosionskraft. Die Jungs halten sich da zu sehr im unteren Mid-Tempo auf, so dass man schon den lästigen Eindruck bekommt, man wolle ein wenig den Doomhammer kreisen lassen – harr! Mit dem insgesamt in fünf Abschnitte unterteilten „Dawn of Ra“ geht’s dann komplett in die progressive/epische Ecke. Persönlich hatte ich den Einsatz der orientalischen Tonleiter wesentlich energischer erwartet, aber Ra’s Dawn halten sich hierbei ein wenig zurück – das empfinde ich allerdings nicht als Nachtteil, schließlich hat man nahöstliche Melodien schon zur Genüge von anderen Bands dieses Genres vorgesetzt bekommen.
Der Fünfer setzt hier auf starke atmosphärische und stimmungsvolle Intros, die mit druckvollen Stakkatoriffs gespickte Songs (oder sagen wir Songabschnitte) einleiten, die verdammt viel Laune machen. Zwar hätte ich mir hier auch einen solchen Chorus wie auf dem Opener gewünscht, aber das Material ist dennoch einprägsam und abwechslungsreich gestaltet. Sänger Olaf Reimann ist ganz nebenbei gesagt Spitze! Er hat freilich noch ein bisschen Training nötig, was die Höhen angeht, aber seine Stimme ist ansonsten einfach TOP (es ist absolut kein Suspensorium notwendig, so viel ist sicher!) – zudem passt sie zu der Art, wie die Jungs ihre Mucke zocken … zudem laufen die melodiösen Klampfensoli gut rein, die zu jeder Zeit songdienlich daherkommen. Vom technischen Standpunkt ist also nicht viel zu nörgeln. Die Produktion ist leider etwas zu sehr basslastig ausgefallen, was vor allem dem Schlagzeug (welches bei Track 3 so richtig schön in Fahrt kommt) an manchem Punkt arg schadet; aber an dieser Stelle sollte die Tatsache Erwähnung finden, dass „Solar Force“ in Eigenregie entstanden ist.
Mit dem epischen „Dawn of Ra“ (rund 24 Minuten!) beweisen die Herren ein feines Händchen für intelligentes Songwriting – dieses ist sicherlich noch an einigen Stellen ausbaufähig, lässt für die nahe Zukunft aber Großes von „Ra’s Dawn“ erwarten. Weiter so!
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