Grundsätzlich ist es immer löblich, wenn ein Musikbesessener ein Album im Alleingang entwickelt und in die Tat umsetzt. Der Ostfriese Stefan Müller ist so eine Person und legt mit „Dryads“ das zweite Album, „The Fate Of A Dreamer“ erschien 2005, seines Projektes QUIRINUS vor.
Der Multiinstrumentalist hat sich eindeutig dem progressiven Rock verschrieben und hat mitunter richtig gute Ideen auf seinem Album.
Zunächst fällt jedoch erst einmal die Produktion auf, die den Hörer (zumindest mich) hin und her schwanken lässt. Einerseits ist es erstaunlich, dass „Dryads“ einen derart guten Sound vorweisen kann, ist das Album doch eine reine Eigenproduktion, andererseits bemerkt man, wenn man gezielt auf die Feinheiten achtet, dass hier und da die Aussteuerung der einzelnen Instrumente noch etwas Raum zum verbessern offen lässt. Trotzdem eine erstaunlich gute Leistung dafür, dass der Mastermind alles selbst in den Händen gehalten hat.
Musikalisch ist sofort erkennbar, dass Stefan Müller kein unbegabtes Talent ist, sondern durchaus einiges auf der Pfanne hat. Von den Ideen bis über die spieltechnische Umsetzung gibt es kaum etwas zu meckern und mir kommt unweigerlich die Frage in den Sinn, warum dieser Mann alleine arbeitet und nicht schon längst mit größeren Musikern in Verbindung gekommen ist.
Besonders gut gefällt mir der cool brummelnde Bass, der seine durchaus anspruchsvollen Melodielinien verdammt gut zur Geltung kommen lässt. Die Gitarren agieren zumeist im akustischen Bereich und sind häufiger (besonders bei mehrstimmigen Arrangements) leider etwas zu sehr im Hintergrund, was den Songs etwas Gesamtvolumen nimmt. Wenn Müller jedoch die Stromgitarre schwingt und vor allem, wenn er seine Soli schmettert, kann ich nur sagen, dass sich diese keineswegs hinter den Prog-Größen verstecken müssen. Im Gegenteil, es werden richtig coole Melodien gezockt, die schön gerade ins Ohr gehen.
Recht negativ fällt mir jedoch der Gesang auf, der deutlich zu wünschen übrig lässt. Vielleicht sollte sich Stefan Müller das nächste Mal jemanden holen, der mit seiner Stimme kompetent umgehen kann. Ich will nicht behaupten, dass seine Stimme schlimm klingt, aber stellenweise kratzt er wirklich an der Schmerzgrenze zum Unerträglichen. Er singt häufig etwas schief, kraftlos und mit einem leichten, aber trotzdem unverkennbaren deutschen Akzent.
Zudem empfehle ich, das nächste Mal einen richtigen, erfahrenen Produzenten zu Rate zu holen, der aus den Songs noch etwas mehr rauskitzelt oder sie sogar dahingehend modifiziert, dass sie besser funktionieren. Stellenweise wirken die Arrangements noch nicht ganz rund und vollmundig. Hin und wieder beißen sich auch die Instrumente. Die Gitarre sägt etwas ziemlich schräges („Dancers In The Dark“) und zerstört das stimmige Gerüst, das die anderen Instrumente gemeinsam erschaffen haben. Hin und wieder habe ich auch das Gefühl, dass nicht jeder Ton richtig im Takt ist, aber „Dryads“ ist halt der Alleingang eines nicht professionellen Musikers. Die Instrumente harmonieren nicht immer hundertprozentig miteinander und es wird auch gelegentlich ein klein wenig holprig, was man daran merkt, dass einem beim Hören ab und an das Gefühl beschleicht, hier oder da stimme etwas nicht (so fiel es mir jedenfalls auf, nachdem ich mir bestimmte Stellen häufiger angehört habe).
Die Schlagzeug-Arrangements sind auf Dauer auch etwas langweilig und ebenfalls in diesem Punkt möchte ich dem Herrn Müller den Tipp geben, sich etwas professioneller unter die Arme greifen zu lassen, bzw. die Drums von einem Musiker einspielen lassen, der sich mit Progressive Rock auskennt.
Am Ende haben wir also ein Album mit guten Ansätzen, die jedoch in der Umsetzung noch einige Wünsche offen lassen. Ich möchte an dieser Stelle nochmal einräumen, dass das Soli-Spiel der Gitarren wirklich gut ist, was zwar im Endeffekt nicht reicht, um das Album über den Schnitt zu heben, aber dennoch für wenigstens kleine Begeisterungsmomente sorgt.
Ich kann mir jedenfalls vorstellen, dass QUIRINUS durchaus was werden kann, wenn hier ein paar erfahrene Hände ins Spiel kommen. Noch aber muss ich das Projekt aufgrund der Menge an Defiziten leider auf die Plätze verweisen.
Bis zum nächsten Mal, ich bin schon sehr gespannt.
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