Queensrÿche - The Warning

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

Galerie mit 21 Bildern: Queensryche - Ruhrpott Metal Meeting 2019

Klar, der opernhafte Gesang im Heavy Metal wurde von JUDAS PRIEST und IRON MAIDEN salongfähig gemacht. Doch erschien im September 1983 in Seattle eine nach der zugehörigen Band benannte EP namens “Queensrÿche”, die nicht nur hinsichtlich des Gesangs bei klassischen Metalbands neue Maßstäbe setzen sollte. Gewiss imponierte der ausdrucksstarke Gesang von Geoff Tate so sehr, dass sich ganze Heerscharen von Bands möglichst ähnliche Sänger suchten – allen voran nachgewiesenermaßen HELLOWEEN mit Michael Kiske. Zudem gaben Songs wie “Queen Of The Reich” oder “The Lady Wore Black” dem Genre ein dystopisches, intellektualisiertes Element, das bislang nur im absoluten Underground bekannt war.

QUEENSRŸCHE kreieren ein eigenes Genre

Damit gehen QUEENSRŸCHE als die Band in die Geschichte ein, die den Progressive Power Metal erfand, da neben den seinerzeit ungewöhnlichen Strukturen und Texten beispielsweise auch hinsichtlich des sphärischen Gitarrensounds gewisse RUSH-Einflüsse vernehmbar waren. Dabei erschufen QUEENSRŸCHE nicht nur beiläufig einige Epigonen (LETHAL, RECON uvm.), sondern sie beeinflussten auch spätere Prog-Metal-Stars wie DREAM THEATER und FATES WARNING maßgeblich.

Das liegt größtenteils daran, dass QUEENSRŸCHE zu Beginn ihrer Karriere (über die unsäglich miserable Grunge-Alternative-Phase in den Neunzigern und Nullern hüllen wir besser den Mantel des Schweigens) nahezu unfehlbar waren. “The Warning” führt das hohe Niveau der EP fort und kann dieses sogar noch steigern. Während der eröffnende Titelsong (neben “N M 156” am Ende der A-Seite) der unspektakulärste der ganzen Platte ist, demonstriert der zweite Song “En Force” bereits, zu welchen überirdischen Melodien die Band in der Lage war.

“The Warning” – Ein Album ohne schwache Songs

Ernstlich schwache Songs gibt es auf “The Warning” nicht, doch speziell die B-Seite zieht mit dem unvergleichlichen “Take Hold Of The Flame” und dem anmutigen Longtrack “Roads To Madness”, der von Michael Kamen orchestriert wurde, alle Register. Speziell im erstgenannten Song demonstriert das Quintett aus Seattle, wie einmalig sein Gespür für Theatralik und innovative Strukturen bei gleichzeitiger Eingängigkeit seinerzeit war. Selbstverständlich sind und waren alle QUEENSRŸCHE-Musiker für sich genommen herausragende Musiker, doch ist die unvergleichliche Gesangsleistung von Geoff Tate allein jeden Cent des Albums wert.

Eines der wichtigsten Metal-Alben aller Zeiten

Lediglich die Produktion von James Guthrie ist auch nach 40 Jahren noch befremdlich. Matschig und sonderbar weich hat er QUEENSRŸCHE klingen lassen. Das liegt laut Aussagen der Band daran, dass sie wirklich alles versucht haben, ihm zu erklären, wie “The Warning” zu klingen habe, der Mann aber von Metal keine Ahnung hatte und zudem eher seinen Willen als den der Band durchsetzte. Nichtsdestotrotz zählt “The Warning” locker zu den 20 wichtigsten Metal-Alben aller Zeiten und ist für viele Leute auf gleicher Linie mit den einschlägigen Großtaten von MAIDEN oder PRIEST. Der Grund liegt in einer fabelhaft spielenden Band, die fabelhafte Songs geschrieben hat.

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11.10.2023

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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4 Kommentare zu Queensrÿche - The Warning

  1. Higgibaby sagt:

    Die Stimme ist grauenhaft, jedenfalls für mein Ohr. Genausowenig kann ich Bruce Dick. oder Rob H. etwas abgewinnen.

  2. Nether sagt:

    Ja, einer der Klassiker des Metaluniversums.
    Abzüge gibt es in der B-Note für den Sound.
    Das Nachfolgende „Rage For Order“ war dann ein kurzes Durchschnaufen vor dem Magnum Opus „Operation:Mindcrime“.
    Spätestens seit dem Ausstieg von Chris DeGarmo und der stetigen Verschlechterung von Geoff Tate bekommt die Band nicht mehr viel auf die Kette.
    Übrig bleiben seelige Erinnerungen an meine Jugend.

    9/10
  3. Thanus sagt:

    Ein starkes Debutalbum, das aber sogleich vom Nachfolger deutlich übertroffen wurde. Und wie so oft in der Bandhistorie (siehe Metallica, Slayer, etc.. ) gelang mit dem dritten Album das Meisterstück.

    8/10
  4. ShadowAngel85 sagt:

    Ein tolles Album, wenn man die originale Vinyl oder CD Pressung kennt (die aber auch nur adequat sind). Leider sind die Remaster und Digitalversionen absolut grausam und das übelste Beispiel von Loudness War, Digital Clipping und übertriebenen Höhenfrequenzen. Wie Higgibaby sagt: Der Gesang ist grausam, auf den Re-Releases weil alles so schrill ist.
    Queensryche hat definitiv besseres verdient, da hofft man, das sich eines Tages ein Andy Pearce oder Steve Hofman der Sache annimmt.
    Bis dahin bleibt zu sagen: Richtig starkes Album, das aber niemand außer Originalreleasebesitzern länger als 5 Minuten erträgt, weil die Ohren bluten.

    8/10