Was für ein Trip, auf den uns QUANTUM FANTAY hier mitnehmen. Das belgische Quartett bewegt sich mit ihrem „Progressive Space Rock“ primär in den Fußstapfen der OZRIC TENTACLES – schließlich drehen sie genauso gerne am Genre-Rad.
Verpackt als instrumentales Konzeptalbum begibt man sich für 70 Minuten auf eine „Journey To Earth“. Das heißt: Hier übertünchen feinste 80er-Synthies manch flangergeladene E-Gitarre, Orgelpfeifen wirbeln sich aus den Tiefen des Alls hervor und selbst die gute alte Prog-Flöte kommt nicht ohne leichtes Wabbern daher. Nach drei Minuten landet unserer Spaceshuttle dann wo? – Natürlich mitten in Jamaica! Kein Scheiß, plötzlich regiert hier der Offbeat und ehe man sich Kopf nickend in einer Reggae-Passage verliert, geht die Reise bereits weiter.
Den Fokus legen QUANTUM FANTAY mit „Terragaia“ auch in den folgenden Tracks weiter auf ferne Länder, denn mit Xylofon-Einstreuungen („Azu Kéné Dékké Leppé“), Djembé und Didgeridoo schickt man uns nochmals tief in den tropischen Regenwald hinein („Indigofera“). Ergänzend legt man darüber eine Panorama/Tremolo-Effekt-Overdose, die erst über Kopfhörer so richtig Freude bereitet. Wer also keine Bilder von schwingenden Lianen im Kopf mag, sollte wohl eher die Finger von dieser Musik lassen.
Unmittelbar vor dem Rückflug wird nochmals das volle Programm in Form des Zehnminüters „Cowdians“ geboten: Nachdem man sich zu Beginn einige Züge von Winnetous Friedenpfeife genehmigt, taucht man auch schon Hals über Kopf ins Western-Universum ein: Hier wird präziser Ragtime serviert, Banjo-Geklimper und Saloon Piano inklusive, versteht sich. Wenn dann aber kaum zwei Minuten später ein Tapping-Gitarrensolo in derselben Tonart erklingt, dann offenbart sich erst die wahre Kunst dieses Prog/Psychedelic/Weltmusik-Spagats.
Denn irgendwie – und ich hoffe es ist nicht die Aufgabe des Rezensenten, dies herauszufinden – gelingt es QUANTUM FANTAY all diese Späßchen so dermaßen makellos in ihren Sound zu integrieren, dass die zehn Titel umfassende Reise zu keiner Zeit gezwungen, sondern stets tight und frisch wirkt. Und wenngleich Stücke wie „Chopsticks And Gongs“ von gelegentlicher Austauschbarkeit der Riffs zeugen, punktet die Band vor allem mit einem Faktor, dessen akustische Vermittlung heutzutage vielen Prog-Bands abhandengekommen ist: Spielfreude.
Abschließend noch eine kurze Warnung an die Arme verschränkende Prog-Polizei: Jungs, wenn ihr nicht offen für psychedelisch-abgedriftete Klangwelten seid, dann bloß Finger weg! Hier wird zwar ganz klar aufgezeigt, was im Prog noch möglich ist, allerdings mit einem – wie sagt man so schön – „totally different approach“.
Klar soweit?
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