Die sich personell sehr bedeckt haltenden Briten QRIXKUOR existieren seit 2001, haben es aber bislang nur auf zwei Demos, die im Untergrund sehr gut angekommene EP „Three Devils Dance“ und eine Compilation geschafft. Mit „Poinson Palinopsia“ steht die erste Full-Length an. Und nun das große Aber: Es besteht nur aus zwei Songs bei einer guten Dreiviertelstunde, die total im Albendurchschnitt liegt. Funeral-Doom erwartet Hörende hier trotzdem nicht. Viel eher ein sehr obskurer Bastard aus Black und Death Metal ohne grossartige Struktur. Ziel ist es vielmehr, so ungreifbar und unheimlich wie möglich zu sein, was vor allem an den wirren Riffs liegt. Mal kommt auch ein Geschwindigkeitsausbruch dazwischen, aber im großen bleiben QRIXKUOR dem einlullenden Midtempo verschrieben. Episch aufspielende Bläser oder auch mal ein Klavier und Streicher machen sich als Intros, Outros oder Intermezzos, sind in der Gesamtheit aber zu spärlich eingesetzt, um wirklich Akzente zu setzen.
„Poison Palinopsia“ – Ein giftiger, obskurer Death/Black-Mix aus den Tiefen der Vorhölle
Das alles ergibt zusammen durchaus ein giftiges Gebräu. Die mäandernden Riffs mit dem sehr an Old-School-Produktions-Tugenden ausgerichteten Sound und den eher im Hintergrund bleibenden, gurgelnden Vocals machen schon Spaß. Höhlen-Death-Metal ist ja so ein Begriff, der oft mit Vertretern wie MITOCHONDRION, GRAVE MIASMA oder anderen an den Tag gelegt wurde, um die Abneigung gegen den übertechnischen und -produzierten modernen Death Metal zur Sprache zu bringen. QRIXKUOR können sich diesem Ethos bedenkenlos anschließen. „Poison Palinopsia“ klingt ein wenig verwaschen, im Hintergrund lauernd, ungewöhnlich, trotzdem noch differenziert genug, um die teils sehr interessanten Riffs auszumachen.
Das hier ist quasi die Vertonung eines Horrofilms wie „The Descent“. Die Hörenden befinden sich in kalten Tropfsteinhöhlen, haben kaum noch Licht auf der Funzel und um die Gruppe rum machen sich die Monster schon bereit für die einsetzende Müdigkeit der Protagonisten, bevor sie aus dem Hintergrund angreifen. Die Gänge sind schwer erkennbar und labyrinthisch, das Gefühl, bereits öfter an derselben Stelle vorbeigekommen zu sein, setzt ein. Und damit kommt die Krux.
So gut manche Passagen und Riffs in den zwei Songs auch sind, so wenig stellt sich über Lauflänge eine großartige Progression oder Abwechslung ein. „Poison Palinopsia“ verschwimmt zunehmend, wird gleichförmig, die Atmosphäre kann nicht gehalten werden. Somit wird aus fies und faszinierend schnell ein gelangweilt und teilnahmslos. Nicht die beste Kombination, um Menschen bei Stange zu halten. Die titelgebende „Palinopsie“ setzt also musikalisch tatsächlich ein: Das Gefühl, das alles schon einmal gehört statt gesehen zu haben.
QRIXKUOR haben beste Voraussetzungen, machen aber zu wenig damit
Das ist schade, denn QRIXKUOR hätten die perfekten Voraussetzungen, um zu den übrigen Höllenfürsten im Genre auffahren (vielleicht auch eher runterfahren) zu können: einnehmende, fiese Atmosphäre, instrumentale Fähigkeiten sind definitiv auch vorhanden, ein besseres Mischungsverhältnis wird aber noch benötigt, um sie wirklich giftig zu machen. Noch verpuffen viele der gesetzten Giftstachel nämlich relativ wirkungslos, denn Spannung benötigt Kontraste und Dynamik, die hier zu spärlich gesät ist. Gute Ansätze sind auf jeden Fall im zweiten Song „Recrudescent Malevolence“ auszumachen, der in vielen Belangen melodischer agiert und auch so etwas wie eine Progression in gewissen Songteilen im Gegensatz zum Vorgänger „Serpentine Susurrus – Mother’s Abomination“ bietet.
In Zukunft sollten sich QRIXKUOR definitiv dafür entscheiden, diese Richtung eher weiterzuverfolgen, wie die erste. Denn bis dahin müssen sie sich eher als Hintergrundmusik für den Absurditätenkarneval begnügen. Leuten mit Hang zu undurchdringlichem, obskurem Death Metal und Spaß an Truppen wie TEITANBLOOD, IRKALLIAN ORACLE, ANTEDILUVIAN und weiteren sei aber trotzdem zumindest ein Reinhören angeraten um eine Kaufentscheidung zu tätigen.
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