Stoner Rock aus Berlin? Lässig, zumal mir diese Stilrichtung immer besser gefällt. Und PYRIOR haben mit „Oceanus Procellarum“ (es gab schon eine EP betitelt „Pulsar“) eine richtige Klassescheibe produziert. Schiebend, hart, mit Doom-Einflüssen, Stoner- und Postrock wabern sie in unsere Gehörgänge. Hatte ja gerade das Vergnügen LONELY KAMEL und ASYLUM ON THE HILL zu lauschen, welche sich in Nachbargefilden aufhalten und PYRIOR sind ähnlich gut, ich darf es mal vorwegnehmen.
Im Opener „Pulsar“ sägen die Klampfen, quietschen, kreuz und quer durch den Zaubergarten geht es, der überraschend grün wuchert und gar nicht so staubig ist, auch mal schillernd bunt durchaus. Und „Orbiter“ macht dort weiter. Die Musik kommt ohne Gesang aus, was jedoch nichts ausmacht, denn die Leadgitarre übernimmt die Vocals und mal ehrlich, wer braucht groß Texte, wenn es an das nette „Zwiegespräch“ mit der Nachbarin geht, für welches uns ohnehin die rechten Worte fehlen?
Soli spielen sie auch fein, klar, dass die Sechziger und Siebziger gern von der Band adaptiert werden. Da diese Zeit und ihre Improvisationen zu den ganz großen Momenten der Musikhistorie gehören und PYRIOR sich sehr gut anstellen, alten Monumenten wieder auf die steinernen Beine zu helfen, kann man den Berlinern nur zu ihrer Musik gratulieren.
Das Griffige, der Groove, welcher in jedem Song spürbar ist und live für sehr viel Freude seitens des Auditoriums führen dürfte, ist packend inszeniert. Einige Ausflüge in spacige Sphären erlaubt sich die Band auch, ebenso finden wir Krautrock und Psychedelic in wohldosierter, sehr songdienlicher Form. Doch immer bleibt das UFO in Erdnähe, wir bekommen die Aliens nicht zu Gesicht, gemein wird es nicht, was der Atmosphäre sehr zuträglich ist. Der Bass pumpt führend, was ich sehr zu schätzen weiß (!!!) und die Drums tönen weder getriggert noch nach Angelo Sasso, sondern führen ein Eigenleben wie eine Allee alter Windräder auf der Route 66.
Das Trio ist richtig gut, es schwelgt in analogen Klängen, wir erinnern uns, es gab mal so was wie Amplifier, echte Lautsprecher, Langspielplatten, Kopfhörer groß wie Mülltonnendeckel. Und noch ein Wort zur Produktion: Sie ist keineswegs perfekt, aber knarzig, fett, laut und das gefällt. Und die Band hat das alles selbst gemacht, Kompliment, so kann sich das nämlich auch anhören, wenn kein Tue Madsen oder Peter Tägtgren zur Hand: Lebendig statt steril, erdig-wuchernd statt digital komprimiert! PYRIOR, habt ihr fein gemacht! Ich hoffe sehr, diese Buben mal in Berlin zu hören. Könnt mich gern einladen Jungs, ich wohne um die Ecke! Und sie könnten glatt mit ELECTRIC MOON auftreten!
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