Pyramido - Sand

Review

Dass Doom- und Stonerfans sich trotz manchmal großer Ähnlichkeiten in der von ihnen favorisierten Musik nicht für jeweils andere Genre interessieren, liegt an der Stimmung, die die Musik transportieren soll. Im Doom geht’s (mehrheitlich) düster, depressiv, nihilistisch und manchmal regelrecht misanthropisch zur Sache; bei den Stonern herrschen (mehrheitlich) gute Laune oder wenigstens eine Mir-doch-wurscht-ob-ihr-meine Batikhosen-kacke-findet-Einstellung. Ob das auch mit Präferenzen für hochprozentigen Alkohol bei den einen und Spaß am Rauchen diverser Substanzen bei den anderen zusammenhängt, sei dahingestellt und ist nicht grundsätzlich zu beantworten.

Den Jungs von PYRAMIDO sind solche Überlegungen völlig egal, sie spielen richtig düsteren und depressiven Stonerrock. Das geht nämlich auch. Parallelen zu NOOTHGRUSH, BONGZILLA und frühen EYEHATEGOD drängen sich auf und rechtfertigen eine eventuelle Einordnung unter räudigem, dreckspritzendem US-Sludge.
Los geht „Sand“ mit einem (Sand-) Sturm, durch dessen Heulen irgendwann ein Schlagzeug, Gitarren und Bass tönen. Und eine Stimme, die an den jungen Phil Anselmo (PANTERA, DOWN) und einen verdammt schlecht aufgelegten Kirk Windstein (CROWBAR) erinnert. Ganz, ganz selten habe ich ein derart intensives und Gänsehaut generierendes Organ gehört! Der Opener „2 Years, 8 Months, 21 Days“ dauert runde 10 Minuten, enthält denkbar wenig Abwechslung, kurze, bluesige Soli und braust wie ein Wirbelsturm aus den Boxen. Unmöglich, diese Power! Tja, aber leider bleibt’s nicht so unglaublich- denn die folgenden vier Titel unterscheiden sich nur unwesentlich vom ersten. Daher wirkt „Sand“ fast wie eine 45-minütige Jamsession, die im Nachhinein in handliche 10-Minutenbrocken zerlegt wurde. Minimale Riffs, herrlich trockenes, knackiges Gedrummel und die Stimme, die mich an Colonel Kurtz‘ (in „Apocalypse Now“) letzte Worte erinnert: „Das Grauen, das Grauen!“ – Der Dschungel von Vietnam könnte einen Menschen dazu bringen, so zu singen. Wieso R, so der komplette Name des PYRAMIDO-Sängers bei myspace, so klingt – keine Ahnung. Ist auch egal, „Sand“ ist absolut geil, aber die Unterschiede zwischen den Songs sind einfach zu gering, um über eine dreiviertel Stunde spannend zu bleiben. Trotzdem: Wer mit CAVITY, TOADLIQUOR oder auch COFFINS etwas anfangen kann, dürfte auch an PYRAMIDO ’ne Menge Spaß haben.

Trotz der angeführten Kritik weise ich darauf hin, dass „Sand“ inklusive Porto und Verpackung nur schlappe 10 (!) €uro kostet, was für ein Album, das skurillerweise aus Israel kommt, nun wirklich ein oberfairer Preis ist! Wer auf Doom-, Black- und sonstigen Dunkelmetal steht, sollte ausgiebig auf der HP von Total Rust Music stöbern. Nicht vergessen: Bald ist Weihnachten!

21.10.2009

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