Puscifer - Existential Reckoning

Review

Als PUSCIFER 2007 auf der Bildfläche erschienen, wirkte das Projekt mit Titeln wie „Vagina Mine“ oder „V Is For Vagina“ eher wie eine Spaßangelegenheit für TOOL-Sänger Maynard James Keenan. Aus dem (Solo)Projekt ist zwischenzeitlich eine echte Band herangewachsen, was auf „Existential Reckoning“ zu jederzeit spürbar ist.

PUSCIFER zeigen sich gereift

Was das bedeutet? Kurz und bündig: Keenan steht längst nicht mehr so sehr im Vordergrund, wie noch auf den frühen PUSCIFER-Platten. Klar, er ist weiterhin in allen Songs zu hören. Doch einen großen Teil der Gesangslinien überlässt er dieser Tage Carina Round.

Zudem haben PUSCIFER ein wenig den experimentellen Totalwahnsinn der Anfangstage verloren. Heute klingt ihr Sound kontrollierter und zielsicherer. Was nicht heißen soll, dass es auf „Existential Reckoning“ plötzlich easy listening zu hören gäbe.

Ein Song wie „Apocalyptical“ ist dank erratischer Beats eine echte Herausforderung. Ständig unterbricht die Band den Songfluss für einen überraschenden Break. Keenan und Round peitschen sich derweil in einem nahezu verstörenden Stimmduell zu gegenseitigen Höchstleistungen an.

„Existential Reckoning“ entführt in andere Welten

Ein weiteres Musterbeispiel dafür, wie gut die beiden zusammen funktionieren, stellt „Grey Area“ dar. Nach dem zweistimmigen Beginn wechselt das Gesangsduo in ein Wechselspiel, das ein räumliches Gefühl erzeugt. Wenn man die Augen schließt, wähnt man sich inmitten einer durchgedrehten Traumwelt, in der die Eindrücke von allen Seiten einprasseln. Und das auch ganz ohne Sorroundsound.

Doch auch auf instrumentaler Ebene begeistern PUSCIFER durch jede Menge Einfallsreichtum. Die Gitarren stehen auf „Existential Reckoning“ oft im Hintergrund beziehungsweise setzt die Band die Sechssaiter zumeist für Akzentuierungen ein. Das tragende Element im PUSCIFER-Sound sind derweil die Synthesizer. Die sorgen überwiegend für sphärische Klangteppiche, die das außerweltliche Gefühl der Platte verstärken. „Bullet Train To Iowa“ steht exemplarisch für diese Rollenverteilung der Instrumente.

Ohne Rücksicht auf Verluste ziehen PUSCIFER auf „Existential Reckoning“ ihr Ding durch. Das Ergebnis ist packender Art Rock, der durchweg eine große Faszination ausübt. Einzig die hinten raus etwas auffällige Gleichförmigkeit mancher Songs sorgt für leichte Abzüge in der B-Note.

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04.02.2021

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