Normalerweise bin ich keiner, der sich für das Programm spezieller Labels interessiert, doch im Falle von Superball Music lohnt es sich genauer hinzuschauen und hinzuhören. Die neueste Errungenschaft nennt sich PURE REASON REVOLUTION, die mit ihrem Debüt „The Dark Third“ speziell in der britischen Heimat ein Ausrufezeichen setzen konnten und nun mit dem Nachfolger „Amor Vincit Omnia“ aufwarten.
Zunächst mal war ich etwas irritiert, denn von PORCUPINE TREE-artigem Prog-Rock, wie er auf „The Dark Third“ vorgeherrscht haben soll (leider ist mir dieses Album bislang nicht bekannt), ist auf „Amor Vincit Omnia“ allenfalls nuancenhaft etwas zu spüren. PURE REASON REVOLUTION gehen dennoch als Prog-Band durch, denn auf Konventionen legt der Vierer eher wenig wert. Wer sich auf die Truppe einlassen möchte, sollte vor allem eines nicht mitbringen: eine Phobie gegen elektronische Musik. PURE REASON REVOLUTION setzen elektronische Musik nahezu gleichberechtigt zu alternativer Rockmusik ein, sie ist also kein minimalistisches Anhängsel wie bei diversen anderen modernen Acts. Wen das nicht abschreckt, sollte zumindest testweise das Ticket für diese sehr eigenwillige und vor allem sehr interessante Reise lösen. Die Band definiert sicherlich keine neuen Härtegrade, teilweise geht es eher ruhig zu, manchmal auch sehr atmosphärisch, in den besten Momenten enorm tanzbar und groovend. Ein Stilmittel der Briten ist der oft mehrstimmige Gesang, der von den Linien her teilweise stark an die frühen Pop-Rock-Bands der 60er und 70er erinnert. Ansonsten teilen sich männliche und weibliche Vocals das Feld auf, beide zwar wenig spektakulär, aber effizient. Und auch wenn sich die Band an einer Uni gründete und hier und da auch leicht studentisch rüberkommt, sollte man nicht den Fehler machen und PURE REASON REVOLUTION in die verschrobene Experimentellengruppe zu stecken. PURE REASON REVOLUTION bleiben irgendwie immer noch eingängig und nicht selten sogar tanzbar. Würde ein Song wie „Deus Ex Machina“ bei MTV laufen, wäre der nächste große Clubhit geboren! Der Rhythmus stampft kräftig und fährt sofort in die Glieder und der Überrefrain ist einfach nur purer Sex! Ein absoluter Süchtigmacher! Auch der Closer „Avo“ geht zumindest gegen Ende in die gleiche Richtung, beginnt zunächst aber noch ruhig mit einprägsamen Pianoparts und sphärischen Vocals bevor das Tanzbein geschwungen werden darf. Auch der beschwingte Opener groovt wunderschön vor sich hin, während die Single „Victorious Cupid“ mit härteren Riffs, aber umso poppigeren Gesangslinien überrascht. Der Longtrack „The Gloaming“ geht trotz seiner knapp 10 Minuten relativ simpel und straight zur Sache, die Eingängigkeit ist dementsprechend und auch hier darf man sich über ein danciges Ende freuen.
Einzig das eintönige „Disconnect“ ist mir dann eine Spur zu krass (und diese roboterhaften Vocals hasse ich sowieso). Doch ansonsten ist PURE REASON REVOLUTION ein homogenes, hochinteressantes Werk gelungen, welches sich tolerantere Zeitgenossen unbedingt mal reinziehen sollten.
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