Pulse - Move On

Review

Wer kennt es noch, das deutsche Dance-Projekt DUNE, das mit Titeln wie zum Beispiel „Rainbow To The Stars“ (1996) oder „Keep The Secret“ (1998) zwischen GUANO APES, PRODIGY und SCOOTER wochenlang in den deutschen und europäischen Single-Charts verweilte? Nur wenige der regelmäßigen Metal.de-Leser werden zugeben, die ein oder andere Melodie mal mitgesummt zu haben. Deshalb an dieser Stelle schnell noch eine Warnung: Wenn dir bei den erwähnten Namen leichter Brechreiz zu schaffen macht, lies am besten ab sofort nicht mehr weiter, denn dann wirst du auch mit PULSE nicht warm werden.

Wenn du aber trotz allem gute Erinnerungen an diese Zeit hast, obwohl du selbstverständlich deine Seele dem Rock’n’Roll verschrieben hast, und wenn du über den Tellerrand schauen kannst und eine gewisse Affinität zu Trance- und Techno-Melodien nicht verleugnest, dann solltest du diese französische Dance-Metal-Band einmal genauer unter die Lupe nehmen.

Das Debütalbum „Move On“ der fünf Musiker aus Toulouse wurde bereits 2010 veröffentlicht, hat es aber erst jetzt in unsere Redaktion geschafft, und läuft seither in Dauerrotation rauf und runter. Gerade in Verbindung mit den ersten warmen Sonnenstrahlen des Jahres macht „Move On“ richtig gute Laune. Dabei legt die Band neben dem obligatorischen Riffing, das man bereits von Bands wie zum Beispiel IN FLAMES oder SOILWORK gehört hat, vor allem viel Wert auf eben solche Melodien, wie man sie noch von DUNE kennt. Es sind aber nicht nur die tanzbaren Melodien, die ein Dance-Projekt assoziieren, sondern Sängerin Annas Klangfarbe erinnert hier und da an Verena von Strenge oder Vanessa Hörster („Lovecall“, „Glass City“, „Afterlife“) und wird auch so manches Mal genauso hoch gepitcht („Digital Generation“). Das sorgt für ordentlich Party-Stimmung, und genauso positiv sind auch die Texte: „I believe in me and the strength to hold on, find a way, it’s time to move on“ („Move On“).

Dem ein oder anderen kommt vielleicht noch DEADLOCK über die Lippen, doch im direkten Vergleich mit Germany’s Next Top Metal-Band, die ihre Elektronik-Elemente sehr sparsam einsetzt und allenfalls als Spitzen gegen selbsternannte Szenewächter versteht, schöpfen die Franzosen aus dem Vollen und reizen Trance- und Dance-Melodien in ausnahmslos jedem Song bis zur Extreme aus und befinden sich daher auch viel eher in einer Schnittmenge mit den aus Japan stammenden BLOOD STAIN CHILD als mit den zuvor erwähnten Bayern. Letztendlich kann man noch ENTER SHIKARI erwähnen, denn auch die Briten haben definitiv einen Einfluss auf PULSE genauso wie Bands wie SONIC SYNDICATE oder DEAD BY APRIL. Du entscheidest.

Die Screams von Hiro hingegen, die ebenso böse klingen können wie die von Vorph (SAMAEL), aber auch genauso emo(tional) wie von Richard Sjunnesson (Ex-SONIC SYNDICATE), finden hauptsächlich in den Refrains statt. Dies ändert sich jedoch in den von MetalCore und modern gespieltem Melodic Death Metal dominierten Tracks wie „Eden Prime“, „Synthetic Feelings“ oder „Evolution“.

„Move On“ knallt jedenfalls genau so, wie es sich für diese Art von Musik gehört. Dass die Melodien bereits nach einmaligem Hören nicht mehr aus dem Kopf gehen und sich die Texte rasend schnell im Gedächtnis festsetzen, kann man PULSE als Trademark bescheinigen. Hierin sehe ich allerdings auch die Gefahr, dass die Halbwertzeit des Albums vielleicht nicht von ganz großer Dauer ist, denn die Songs, so eingängig und gleichzeitig auch mitreißend sie zunächst sein mögen, sind letztendlich und insgesamt auf ihre eigene Art und Weise doch sehr einfach gestrickt. Nichtsdestotrotz macht „Move On“ unheimlich viel Spaß und sollte auf der nächsten Garten-Party definitiv nicht fehlen.

23.04.2011
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