Pulled Apart By Horses - Blood

Review

PULLED APART BY HORSES sind ein Phänomen, erinnern sie doch einerseits an gute alte Zeiten, treten aber andererseits dem Retro-Zug auch kräftig in den Arsch und fahren ihren ganz eigenen Stil auf. Mit ihrem dritten Album „Blood“ präsentiert sich das Quartett aus England so stark wie nie und unterstreicht wie wichtig es für Bands ist, nicht nur nach vorne sondern auch mal zaghaft nach hinten zu linsen. Gleich vorab – ich bin schwer verliebt in den Mix aus Punk, Metal, Grunge und Post Rock, in „Blood“ und in PULLED APART BY HORSES.

Wo der Opener „Hot Squash“ noch mit polyphonen Rhythmen den Sack zumacht und sehnsüchtige Erinnerungen an QUEENS OF THE STONE AGE wach werden lässt, steigt das folgende „Adhd In HD“ post-rockig ein und gaukelt uns vor, dass NIRVANA heute noch Musik machen würden. Wahrscheinlich würde das legendäre Trio aus Seattle nämlich heute so ähnlich klingen. PULLED APART BY HORSES schrauben sich die Songs ganz nach Belieben zusammen. Es wird emsig auf Riffs herumgehackt, bis der Spaß verloren zu gehen scheint und sich die Musiker einfach das nächste Riff schnappen, um dran herumzuwerkeln. Souverän und selbstverständlich werfen die Engländer alles in den Topf, was ihnen selbst schmeckt. Es wird richtig gearbeitet auf „Blood“, die Band schenkt sich nichts und genau deshalb plätschert das Werk niemals langweilig vor sich hin. Verkrampfungen sind nicht zu vermelden, im Gegenteil auch textlich präsentieren sich PULLED APART BY HORSES eher anarchistisch: „…I’m a real bad liar and I eat with my hands…“ krächzt es intensiv in „Grim Deal“. Genau, welcher Rockstar braucht schon Wahrheit, Messer und Gabel?

Ein weiteres Plus ist der Fakt, dass die Band mit echten Gefühlen umgehen kann, „Hello Men“ oder auch „Golden Monument“ gehen enorm unter die Haut, riechen nach Freiheit, nach Aufbruch, nach Trotz und alles, ohne wirklich ausrasten zu müssen und ohne in Schmalz zu versinken. Auch ein stampfender, immer wiederkehrender Takt kann tief berühren und PULLED APART BY HORSES wissen, wie man sowas macht. Ein weiteres Highlight ist „Skull Noir“, mehr Fuck-off-Attitüde im Gesang, mehr Grunge und mehr Neunziger geht eigentlich gar nicht. PULLED APART BY HORSES klingen nach Schwarz-Weiß-Videos, nach Clubs in denen der Schweiß von der Decke tropft und einer Rockshow, bei der die Zuschauer noch zu einem tanzenden, stoßenden Klumpen werden und nicht nur mit am Gläschen nippen und zurückhaltend im Takt wippen. Kein Ausfall, Gänsehaut inklusive und somit sowas von Tipp!

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17.11.2014

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