Für eine PUDDLE OF MUDD-Scheibe sollte man grundsätzlich sein Gehirn ausschalten. Das liegt weniger an den teils spätpubertären lyrischen Ergüssen der Amis sondern vielmehr an der konsequenten Abstinenz jeglichen musikalischen Anspruchs. Auch wenn Mastermind Wes Scantlin das Teenageralter schon vor langer Zeit quittiert hat, klingen seine Ergüsse wie die einer Highschoolband, die das Musizieren nur deshalb angefangen hat, um möglichst viele unschuldige, kleine Schulmädels flachlegen zu können. Jugendliche Unbekümmertheit wäre da wohl die nettere Ausdrucksart und die muss ja nicht schlecht sein.
Aber im Ernst: Wer hin und wieder selbst gerne in der Zeit zurückreist, um sich an die Schandtaten seiner Jugend zu erinnern oder gar noch zur Jugend gehört, bekommt auch mit dem neuesten Output der Jungs aus Kansas City den perfekten Soundtrack mitgeliefert. Die einst von Fred Durst entdeckte Truppe vermag es perfekt, megaeingängige, glattpolierte Mainstream-Rock-Nummern zu schreiben, die von der heiseren Stimme von Scantlin getragen werden und sich durch erstklassige Ohrwurmrefrains auszeichnen. Und genau diese Markenzeichen machen PUDDLE OF MUDD so unterhaltsam wie belanglos. Was „Volume 4 – Songs In The Key Of Love & Hate“ einzig fehlt, ist ein Megahit a la „Blurry“, „Control“ oder „She Hates Me“, also ein Song, der nicht nur Spaß macht, sondern aus unerfindlichen Gründen auch im Gehörgang haften bleibt. Die erste Single „Spaceship“ taugt dafür gleich mal gar nicht, einen schwächeren Song hätten sie kaum auswählen können. Da mag das Teil noch so locker und leichtfüßig rüberkommen, wirklich hängen bleibt da nichts. Ich hätte mich da eher für „Blood On The Table“ entschieden: ein ordentlich nach vorne rockender Smasher mit schönen Gitarrenleads und einem zünftigen Chorus. Ansonsten bekommt man die herkömmlichen PUDDLE OF MUDD-Songs zu hören, die man nun entweder mag oder eben nicht. Der ruhigere Stoff darf natürlich auch nicht fehlen: „The Only Reason“ ist ganz nett, der Chorus nervt aber ein wenig, „Better Place“ klingt wie ein Referenzstück in Sachen Mainstream-Rock, ist aber nicht mal übel, während „Keep It Together“ zwar nah an der Peinlichkeitsgrenze arbeitet, insgesamt aber den mächtigsten Refrain aufzuweisen hat.
Mag sein, dass meine Ausführungen etwas negativ klingen mögen, aber rein „objektiv“ gesehen bieten PUDDLE OF MUDD auch auf „Volume 4 – Songs In The Key Of Love & Hate“ ordentliche Kost ab. Eine spielerische Weiterentwicklung oder gar erwachsenes Songwriting habe zumindest ich nicht ernsthaft erwartet, von daher geht das schon ok.
Unterm Strich fehlt einfach der ganz große Hit, der es noch rausgerissen hätte. Die Zielgruppe darf trotzdem zugreifen, die nächste Teenieparty dürfte gerettet sein.
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