Publicist UK - Forgive Yourself

Review

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich vor vielen Jahren einen der „Contaminated“ betitelten Label-Sampler aus dem Hause Relapse kaufte (es war „Contaminated 3.0“) – und wirklich überrascht war, welch stilistische Breite das US-Label schon damals beackerte; bis dato war mir nämlich in erster Linie die extreme Schiene mit Bands wie NILE, DILLINGER ESCAPE PLAN, NASUM, SOILENT GREEN, BENÜMB oder AGORAPHOBIC NOSEBLEED vertraut gewesen. Nun, 15 Jahre später, veröffentlichen PUBLICIST UK mit „Forgive Yourself“ ein Album, das mich schon damals überrascht hätte – es aber auch 2015 schafft.

Zugegeben: Die Überraschung wäre dem Vierer – der entgegen erster Vermutungen nicht aus dem Vereinigten Königreich, sondern aus einer Ex-Kolonie stammt – auch ohne den Namen „Relapse“ gelungen. In knapp 40 Minuten präsentiert die Band, die erst 2013 gegründet wurde und deren – in Relapse-affinen Kreisen – bekanntestes Mitglied vermutlich Schlagzeuger Dave Witte (ex-BURNT BY THE SUN, MUNICIPAL WASTE) ist, einen im positiven Sinne unerhörten Mix aus… ja, so ziemlich allen Stilarten, die das Präfix „Post-“ mit sich bringen: Post-Punk, Post-Hardcore, Post-Rock, Post-Metal. Hier trifft JOY DIVISION auf NEUROSIS, hier trifft FJØRT auf KONTINUUM, hier trifft ISIS auf das letzte SÓLSTAFIR-Album…

…und das Resultat klingt in weiten Teilen erstaunlich souverän. Es gelingt PUBLICIST UK zwar (noch?) nicht, auf konstant hohem Niveau zu agieren, aber die neun Songs demonstrieren mindestens enormes Gespür für Arrangements, für Dynamik, für tolle Kontraste, für klangliche Räume, für Groove, aber auch für Geschichten. Die clean gespielten Gitarren atmen den Geist der 1980er Jahre, während die schweren Gitarren die nötige Portion Moderne mitbringen – auf diese Weise klingt „Forgive Yourself“ irgendwie entrückt, gleichzeitig aber melancholisch und fatalistisch. Einzig der Gesang Zachary Lipez‘ (ex-FRESHKILL) trifft bei mir nicht immer nur einen guten Nerv – zum Teil, weil Lipez sehr monoton agiert und auch nicht immer vollständig intonationssicher ist.

Diese Kritikpunkte ändern jedoch nichts daran, dass „Forgive Yourself“ ein beeindruckend gelungenes und überraschend eigenständiges Album ist, das eine Menge Potential suggeriert, das PUBLICIST UK hoffentlich auf ihren nächsten Veröffentlichungen noch konsequenter nutzen.

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23.08.2015

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