PTYL - V

Review

Die Elektro-/Industrialszene wurde erstmals 2005 auf den israelischen Soundtüftler Omer Eyal aka PTYL aufmerksam, als dieser mit „Hell Sounds“ ein äußerst interessantes Album ablieferte und damit fast überall positives Feedback einheimste.

Danach wurde es etwas ruhig um das Ein-Mann-Projekt, doch PTYL war in den letzten Jahren alles andere als tatenlos. Vielmehr tüftelte der junge Israeli an seinem Konzeptalbum „V“, das nun mit satten 37 Tracks das Licht der Welt erblickt. Das inhaltliche Konzept hinter „V“ dabei in Erfahrung zu bringen, blieb mir aus Zeitgründen leider verwehrt bzw. glücklicherweise versagt – bei Interesse kann jeder Käufer des Albums diese 300-seitige philosophische Abhandlung, die „Delta Theory“, jedoch jederzeit nachlesen…

So bleibt mir an dieser Stelle „nur“ der Blick auf die musikalische Darbietung, die es allerdings auch in sich hat. „V“ ist von Beginn an ein wildes und ungetümes Industrial-Machwerk, das sich fernab des Mainstreams bewegt. Keiner der insgesamt 37 Tracks ist in irgendeiner Weise vorhersehbar, vielmehr macht PTYL die Unberechenbarkeit seiner Musik zum Programm. Verschachtelte Strukturen und verstörende Samples verbunden mit einer beklemmenden Atmosphäre machen „V“ zu einem Album, das immer wieder neue Wendungen nimmt und den Hörer zu quasi keinem Zeitpunkt zur Ruhe kommen lässt. Einzelne Songs an dieser Stelle hervorzuheben, erscheint wenig sinnvoll, da jeder einzelne in dem Gesamtwerk seinen festen Platz zu haben scheint, um seine Wirkung zu entfalten. So bilden sich mit der Zeit zwar zunehmend wahrnehmbare Strukturen und Zusammenhänge heraus, doch auch diese offenbaren sich bei aller musikalischen Offenheit erst nach mehrmaligem Hören – manchmal jedoch auch garnicht. Grundsätzlich sollte sich der geschulte Hörer auf einen intensiven Mix aus sperrigen Beats, Gitarrenriffs, verwirrenden Samples und teilweise auch verzerrten Vocals einstellen.

Das neue Werk von PTYL ist unleugbar schwere Kost, scheint oft undurchdringbar und verlangt dem Hörer einiges ab. All dessen muss man sich bewusst sein, wenn man in die Klangwelten dieses Projekts eintauchen will. Nicht jeder wird mit „V“ etwas anfangen können, doch wer auf sperrigen und experimentellen Industrial steht, hinter dem auch noch ein umfangreiches Konzept steht, sollte es wagen, sich mit diesem Werk auseinanderzusetzen.

19.02.2010

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