Psycroptic - Divine Council

Review

Soundcheck August 2022# 6

Warum etwas reparieren, wenn es nicht kaputt ist? So etwas in der Art müssen sich die tasmanischen Teufel PSYCROPTIC um die Gebrüder Haley im Vorfeld der Aufnahmen von „Divine Council“ gedacht haben. Denn mit ihrem neuen, auch schon achten Studioalbum stoßen sie in das gleiche, stilistische Horn, durch das sie schon mit dem Vorgänger „As The Kingdom Drowns“ jede Menge Beton gen Hörerschaft gepustet haben. Das Erscheinen der Platte wurde ein Stück weit von der EP „The Watcher Of All“ angekündigt, die als Appetithappen auf „Divine Council“ gedacht war, wobei es von den zwei dort vertretenen Stücken nur „A Fragile Existence“ auf das nun vorliegende Album geschafft hat.

„As The Kingdom Drowns“ hat den Weg für „Divine Council“ freigepustet

Aber kümmern wir uns um die wichtigen Fragen. Wie klingen die Australier denn nun? Wie eingangs angedeutet schlagen sie in die gleiche Kerbe wie der Vollzeitvorgänger. Sprich: Es gibt weiterhin geradewegs und songorientiert aufs Fressbrett dergestalt, dass Joe Haley einen mit seinen pfeilschnellen, aber doch Groove-orientierten Riffs schwindelig spielt und der gesamte Sound von David Haley am Schlagzeug richtig spack gezogen wird, sodass gefühlt keine Briefmarke mehr dazwischen passt. Und die Entschlackungskur, die sie ihrem Sound mit dem Vorgänger unterzogen haben, sorgt weiterhin dafür, dass dieses Ding so richtig schön straff ballert, ohne dass ein Schnörkel oder ein Riff sein Willkommen beim Hörer überstrapaziert.

Dabei spuckt Jason Peppiatt wieder jede Menge Gift und Galle bei seiner Darbietung, wobei hier auch eine zweite Sache ins Spiel kommt, die schon auf dem Vorgänger wunderbar funktioniert hat: Weiterhin eingebunden und sogar vertieft werden Elemente wie Orchestral-Samples aus der elektronischen Konserve oder Gastgesänge von Jason Keyser (ORIGIN) oder Amy Wiles, die zur Verstärkung gewisser Passagen respektive dramatischer Untermalung der Hooks herangezogen werden und diesen einen gewissen Hymnen-Charakter verleihen, ohne damit zu dick aufzutragen. Vor allem die orchestralen Samples werden dabei ganz gerne mal richtig subtil unter das musikalische Geschehen gearbeitet wie bei der Hook von „A Fools Errand“, in der Riffs und Synth-Layer eine eindringliche Symbiose eingehen.

PSYCROPTIC vertiefen ihre songorientierteren Ansätze noch weiter

Ein hohes Maß an Experimentierfreude gönnen sich die Australier auf „Enslavement“. Der Rhythmus stampft martialisch vor sich hin, die Feedback-lastigen Gitarren im Hauptmotiv spielen den dystopischen Vibes ebenso in die Karten wie die Industrial-artige Percussion und die orchestralen Samples, die hier vergleichsweise freizügig zum Einsatz kommen und in der Hook sogar mal richtig dick aufspielen dürfen. „The Prophets Council“ erregt auch direkt Aufmerksamkeit durch sein akustisches Intro, das ein gewisses, südamerikanisches Flair sein eigen nennt. Das Intro wird im weiteren Verlauf des Tracks nicht direkt aufgegriffen, er bleibt jedoch in dessen Harmonie verhaftet und wartet mit einer Hook á la „We Were The Keepers“ auf. Zudem geht PSYCROPTIC der Übergang zwischen den Parts ausgesprochen geschmeidig von der Hand.

Im feisten Haudrauf-Modus verkehrt „Divine Council“ allerdings ebenfalls gut und gerne, beispielsweise im Ärsche tretenden „Ashes Of Our Empire“, zu dem man seinem Nachbarn im Pit am liebsten die Haare mit Faust und/oder Ellenbogen neu frisieren möchte. „A Fragile Existence“ mausert sich mit seiner Forschheit zu einem waschechten Hit mit Ohrwurmpotential wiederum dank eines grandiosen Refrains, aber auch dank genügend musikalischem Zündstoff, um die Sause in der Grube richtig anzuheizen. Und der Opener „Rend Asunder“ macht seinem Namen alle Ehre, indem er keine Zeit verschwendet und mit seinen beinharten Grooves direkt einmal sämtliche Häupter von den Hälsen schraubt.

Straffe Härte und dramatische Hooks bleiben die gewinnbringende Devise

Fürwahr: PSYCROPTIC klingen der lyrischen Thematik um menschverursachte Zerstörung und Verschwendung gemäß richtig angepisst, lassen aber ihre dramatische Ader nicht zu kurz kommen, was zu einem mächtigen, dichten und doch abwechslungsreichen Hörerlebnis führt. „Divine Council“ fühlt sich in dieser Hinsicht noch einmal eine Idee ausgereifter an als sein Vorgänger, einfach da sämtliche dort funktionale Elemente hier noch einmal verstärkt worden sind. Als schwächstes Glied lässt sich im Grunde nur „Awakening“ ausmachen, eine Downtempo-Nummer, die den Australiern nur bedingt gut zu Gesicht steht. Zum Glück wechseln die Herren hier regelmäßig in einen etwas treibenderen Rhythmus, sodass sie den Track irgendwie doch noch retten und „The Divine Council“ schlussendlich zu einer rundum fetten Angelegenheit machen.

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04.08.2022

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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1 Kommentar zu Psycroptic - Divine Council

  1. ClutchNixon sagt:

    Die Wahl des Labels mutet nach wie vor seltsam an, allerdings schafft es kaum eine Band dieses Genres Tech und Diffiziles in echte Songs zu verpacken. Es gibt nichts schlechtes von den Haleys und das bestätigt sich auch dieses Mal.

    8/10