Kerry Livgren wird wohl jedem Prog-Head ein Begriff sein, mit KANSAS komponierte er Songs für die Ewigkeit. Wer nun glaubt, PROTO-KAW sind ein einziger KANSAS Rip-Off um die Rentenkasse aufzubessern, liegt völlig falsch. Unter dem Banner PROTO-KAW hat Livgren praktisch die Ur-KANSAS-Besetzung zusammengetrommelt, die es damals nur nicht geschafft hat, einen einzigen Song einzuspielen.
Die Abgrenzung zu KANSAS setzt sich auf „The Wait Of Glory“ auch musikalisch fort. Dem Rock und Blues hat man zugunsten einer gehörigen Portion Jazz fast abgeschworen. Der Jazzaspekt ist an dieser Stelle allerdings nicht mit endlosen Frickeleinlagen gleichzusetzen. Songorientiertheit steht im Vordergrund, ohne Improvisationen den Raum zu nehmen.
Herausgekommen sind dabei zehn bombastische Prognummern, die von dem virtuosen Zusammenspiel der Protagonisten und vor allem der großartigen Stimme von Lynn Meredith leben. Die in der Gesamtausrichtung eher ruhigere Scheibe bietet mit „Old Number 63“ einen Song der alte KANSAS-Jünger begeistern dürfte, rocken kann die Altherrengarde dann doch noch.
Klare Empfehlung für alle, die keine Lust mehr auf aufgewärmten Siebzigerprog haben, sondern lieber die Originale in frischem Gewand erleben wollen.
Nun waren Kansas ja auch schon eine gute Band. Aber dass Proto-Kaw nochmal so eine Scheibe rausbringen… als wenn AC/DC Ihre neue Scheibe mit dem Vorgänger von Bon einspielen würden… Der Vocalist ist grandios, die Instrumentalfraktion ebenfalls, der Bass kein Hintergrundinstrument. Es fehlt jede Form von Power- oder Melodicmetal-Attitude oder Jaded-Heart Flair, auch Ulver-Experimente sucht man hier vergebens, geboten wird stattdessen Progrock/-metal, der in seiner Transparenz an alte Blue Oystercult/Yes/Praying Mantis oder ähnliche Titanen erinnert, allerdings vollkommen eigenständig. "Relics of the Tempest" ist so ein origineller Volltreffer, Flöten kommen zum Einsatz, klare Guitarrensoli, hier wird das Können der Akteure melodisch- songdienlich umgesetzt. Da können sich die sogenannten Melodic-Acts oder die Progfraktion von heute eine Scheibe abschneiden…
Gruss an die Kurze-Hose-Holzgewehr-Fraktion im Forum: der Vorgänger von Bon war David Evans, mit dem AC/DC u.a. den Song "Can i sit next to you girl" aufnahmen, der später mit Bon ein Hit werden sollte. (David Evans hat im übrigen vor nicht allzulanger Zeit ein hörenswertes Album veröffentlicht). Ihr könnt das nicht wissen, weil 1. zu doof 2. noch zu klein. Macht nix, die Pubertät kommt irgendwann auch zu Euch!
Tolle Musik! Muss man gehört haben.