PROTEST sind eine Newcomer-Band aus Rügen, die mit „Leben und leben lassen“ nach einer Split-CD mit den Berliner Punks OBSTRUCTING THE POLICE (2006) ihr zweites Lebenszeichen von sich gibt. Dabei ist vor allem erstaunlich, dass die Musiker allesamt erst 18 Jahre alt sind, aber trotzdem schon über erstaunliche technische Fähigkeiten verfügen.
Stilistisch ist die Band wohl im Metalcore-Bereich einzuordnen, obwohl das ganze doch sehr hardcorelastig ist. Dieser Eindruck wird sowohl durch die instrumentale Seite von „Leben und leben lassen“, als auch die Gänsehaut-Shouts von Sänger Nils Roloff erweckt. Hinzu kommen Gangshouts in den Refrains und die intelligenten, deutschsprachigen Texte, die Zusammenhalt und die eigene Selbsterfüllung propagieren, jedoch ohne mit dem Finger auf Leute zu zeigen; die Lyrics sind meist Ratgeber zu einem bewussteren Leben, teilweise aber auch Spiegelbilder der eigenen Suche nach eben diesem.
Wie dem auch sei, ganz lassen sich PROTEST nicht in das Hardcore-Genre einordnen, denn da sind immer noch die hier und da eingestreuten Schweden-Riffs, die typischen Metalcore-Breakdowns und generell ein durch die druckvollen Gitarren hervorgerufener Metal-Einschlag. PROTEST machen allerdings nicht den Fehler vieler Genrekollegen, sich nur in Klischees und bereits Dagewesenes zu verstricken, sondern sie sind musikalisch immer überraschend, spritzig und frisch, Klar, hier und da spricht die Unerfahrenheit der Musiker aus der Musik, aber insgesamt ist „Leben und leben lassen“ für fünf 18-jährige schon eine beachtliche Leistung.
PROTEST machen Metalcore mit richtig dicken Eiern. Dazu kommen die guten, intelligenten Texte und ein toller Sound, der so ist, wie er sein soll – NARZISS haben auf dem Gebiet des deutschsprachigen Metalcores einen ernsthaften Konkurrenten bekommen.
Legte mir die CD damals zu, nachdem ich sie auf´m Puke Music Sampler hörte. Vorher schreckte mich das Wort Metalcore ab. 😀
Im Großen & Ganzen kann ich dem Review voll zustimmen. Die einzelnen Songs versprühen eine unglaubliche düstere Energie.
Dafür, dass es sich um ein Debüt handelt, ist der Sound echt amtlich ausgefallen. Die Split CD besaß ja eher einen trashigen Klang (man vergleiche den Song „Attentat“ auf beiden Alben).
Die deutschen Texte sind sehr durchdacht & wirken niemals peinlich oder aufgesetzt.
Schade, dass sich die Band aufgelöst hat.