Dem Wandel der Zeit ist alles unterworfen. Manch einer mag sich hartnäckig dagegen wehren, letztendlich ist die Veränderung allerdings unvermeidlich. Auch vor PROSTITUTE DISFIGUREMENT macht der Wandel nicht halt: er zeigt sich stattdessen auf ihrem neusten Album „Descendants Of Depravity“ von seiner besten Seite. Dass die Holländer mit ihrer aktuellen Platte ein wirklich gelungenes Album veröffentlicht haben, das die Vorgänger locker toppt, kann jetzt schon verraten werden.
Das mitunter fast schon peinliche Ich-komm-am-tiefsten-Gegrunze nach typischer Barnes-Manier gehört komplett der Vergangenheit an. Zwar grunzt und schreit Niels immer noch recht erbarmungslos und zerstörerisch ins Mikro, doch seine Stimme deckt eine viel weitere Bandbreite ab als auf den vorigen Alben. Stellenweise sind die Lyrics sogar ohne die Texte zu kennen gut zu verstehen – früher wäre das undenkbar gewesen. Man könnte mit ein wenig Bosheit behaupten, dass die Niederländer sich anbiedern (tatsächlich heben sie sich stimmlich von anderen Kapellen nicht mehr so deutlich ab wie ehemals) aber letzten Endes passt der Gesang in seiner jetzigen Form einfach viel besser zum neuen Sound der Band.
Auch sonst hat sich bei PROSTITUTE DISFIGUREMENT einiges getan. Die Gitarrenfraktion hat ordentlich hinzugewonnen, sowohl an Komplexität, als auch an Eingängigkeit. Auf aneinander gereihte Highspeedshreddings wurde verzichtet, stattdessen kommen Gitarrenläufe mit einprägsamen Melodien und viel Groove daher. Die Songs schwanken geschwindigkeitstechnisch zwischen rasenden Blastbeats und Midtempoparts, aufgelockert werden die Stücke immer wieder durch diverse Soli. Die richtige Mischung hat die Band hier definitiv gefunden, denn langweilig wird’s dem Hörer nie.
„Descendants Of Depravity“ ist ein kurzweiliges Vergnügen, das PROSTITUTE DISFIGUREMENT von einer reifen Seite zeigt. Technisch anspruchsvoll auf der einen Seite, knallhart auf der anderen. Aus dem Lager eingefleischter Die-Hard-Fans darf zwar mit Ausverkaufsvorwürfen gerechnet werden, doch wären diese haltlos. Fakt ist allerdings: So extrem und brutal wie früher ist die Gruppe einfach nicht mehr. Das Album ist zwar keine Neuerfindung des Rades, für Fans von brutalem US Death aber genau das richtige.
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