Propagandhi - Victory Lap

Review

Review von Alexander Santel

Oh man, wenn die titelgebende „Victory Lap“ in der Achterbahn auf dem Cover gefahren wurde, kann das ja nur entweder absoluter Erfolg oder ein Desaster gewesen sein … ähnlich wie das Cover pendeln auch Texte und Musik zwischen forscher Wut und introvertierter Nachdenklichkeit. PROPAGANDHI (was für ein Name), gegründet von Chis Hannah (Gitarre, Vocals) und Jord Samolesky (Drums), brettern schon seit 1986 durch die Botanik und haben fünf Jahre nach ihrem letzten Album „Failed States“ endlich neues Material am Start.

Vom „Standard“-Punkrock zu etwas Eigenständigem

Mit wechselnden Mitstreitern hatten sie auch musikalische Kurskorrekturen über die Jahre. Was anfangs als mehr oder minder „Standard“-Punkrock begann, entwickelte sich über die Jahre mit weiteren musikalischen Einflüssen zu etwas ganz Eigenständigem. Ex-Gitarrist David Guillas, der einen nicht unwesentlichen Anteil am Sound der beiden vorigen Alben hatte, wurde übrigens von Sulynn Hago aus den Staaten ersetzt (die Dame setzte sich gegen 400! andere Mitbewerber durch), die eine tolle Dynamik im Zusammenspiel mit Hannah reinbringt. Überhaupt müssen die musikalischen Fähigkeiten von Basser Kowalski und Drummer Samolesky hier auch lobend Erwähnung finden. Ersterer setzt auf „Victory Lap“ immer wieder Akzente durch eigene ausgefallene Basslinien und letzterer überzeugt vor allem in den Fills durch Einfallsreichtum.

„Victory Lap“ von PROPAGANDHI – ein bunter Strauß Songs

So ist es wenig verwunderlich, von PROPAGANDHI neben Hardcore und Thrash auch progressivere Einflüsse zu finden (auch von Proberaumfotos zu erahnen, wo BLACK-FLAG-Poster neben VENOM und VOIVOD zu finden sind). Wer hier Drei-Griffe-Power-Chord-Geschrammel erwartet, wird überrascht werden. Die ungestüme, kraftvolle Wirkung des Punk hat die Band sich aber glücklicherweise bewahrt, nur wenige Songs übersteigen die Vier-Minuten-Marke. Insgesamt bietet „Victory Lap“ ein ganzes Potpourri an verschiedenen Nummern und Stimmungen. Es gibt leichte, kurze und vom Vibe her eigentlich sehr positive Songs wie die Videoauskopplung „Failed Imagineer“ oder den titelgebenden Opener. Dann aber auch sanft anfangende Lieder, die später fast schon thrashig nach vorne gehen („Comply/Resist“).

PROPAGANDHI sind mit „Victory Lap“ auf der Überholspur!

Die schon immer für ihre politischen und sozialkritischen Texte bekannte Band hat aber auch persönliche Nuancen eingebracht: „When All Your Fears Collide“ und „Nigredo“ behandeln den Tod des Vaters von Bassist Kowalsky und sind dementsprechend textlich und songschreiberisch wesentlich langsamer, dunkler und kopflastiger ausgefallen. Ganz verloren hat die Band ihren Humor und optimistischen Blick aber nicht, wie das nach vorne stürmende „Letters To A Young Anus“ und das rockige „Tartuffe“ beweisen. „Adventures in Zoochosis“ pendelt dann schlussendlich textlich zwischen Verzweiflung und leichtem Galgenhumor und musikalisch zwischen komischem Build-up (spielende Kinder und Trump-Reden, was für eine Kombi) und klassisch eingängigen Punkriffs, um das Album mit einer geradezu „optimistischen Note“ zu beenden („I don’t give a fuck about the enrichment programs […]. Motherfucker gonna get a load of what I got planned“). So heißt letztendlich die Devise: Eintüten, denn „We came here to rock!“.

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23.10.2017

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