Project:Failing Flesh - A Beautiful Sickness
Review
Da! Die hab ich doch schon mal irgendwo gesehen … nur wo? Ist mir doch eben in der Fußgängerzone begegnet … nur da hatte sie was anderes an. Nicht diese Uniform … Moment! Was macht die da an meinem Auto? Scheiße, das is’ ne Politesse … ARGH! Ne Knolle … na toll.
Derartige Gedankengänge hatte ich auch, als „Beautiful Sickness“ im Briefkasten lag und ich das Bandpic das erste Mal sah: Den Typen in der Mitte kennste doch irgendwoher. Nicht, dass der dich auch mal aufschreibt. Aber dann hab ich ihn erkannt : Das ist ja der gute alte Eric Forrest! Na, wenn das mal nicht interessant ist (dass die Scheibe bei Karmageddon neu aufgelegt wurde und schon ein bisschen älter ist, war völlig an mir vorübergezogen – also war das Pic ne Überraschung für mich). Und dann habe ich mich an Forrests nicht gerade sanften Abgang bei Voivod erinnert und an seine nach seinem Voivod-Pseudonym benannte Band E-Force, die bei mir wohl aufgrund zu hoher Erwartungen an das Songmaterial allerdings kläglich scheiterte. Also schraubte ich alle Anforderungen weit nach unten und : WOW!
P:FF überraschen durchaus. Eigenwillig sind sie … aber das ist hier absolut begrüßenswert! Tim Gutierrez und Kevin 131, die zudem für die gesamte Instrumentierung verantwortlich zeichnen, sind die Gründer des „Projekts“ und müssen einen gehörig an der Klatsche haben … aber das ist ebenfalls positiv zu verstehen. Laut Info hat der gute Kevin auch schon mit Madonna … zusammengearbeitet. Ihr wisst schon : Madonna … Turnhalle und Salami … aber keine Angst, „Beautiful Sickness“ ist trotzdem alles andere als poppig geworden. Moderner, extremer (Thrash) Metal, der durch synthetische, harte Klänge auf der einen Seite und gefühlvollen, warmen Streichinstrumenten auf der anderen aufgewertet wird und unzweifelhaft seine eigene Note besitzt.
Wenn man Vergleiche ziehen will, kommt man um Forrests alte Brötchengeber allerdings nicht ganz herum … besonders “9mm Movie“ und „Highwire Act“ weisen einige Parallelen zu den Wahnsinnsscheiben „Negatron“ und vor allem „Phobos“ auf. Andere Vorreiter des „Cyber“ Metals, nämlich Fear Factory, haben Einfluss auf Stücke wie „Scene Of The Crime“ und „Taste Of The Lie“ genommen, die mit eindringlichen Stakkato Riffs aufwarten können. Hier setzt Eric seine charismatische, unverwechselbare Stimme auch variabler ein als gewohnt. Doch durch die Erhöhung der Bandbreite ballert er sich mühelos in die Riege der Top-Shouter. Einen Burton C. Bell oder Hevy Devy (dessen Band Strapping Yound Lad für P:FF auch nicht unbekannt sein dürfte) vermisst man zu keiner Sekunde. Dräuend ist„Entrance The Wound“… einer der besten Tracks der phantastisch druckvoll produzierten Scheibe, die es versteht, sterile Kälte mit organischen Sounds zu verbinden.
Hinzu kommen hin und wieder auch ein paar schwedische Elchtodklampfen („Dementia Pugilistica“), die neben den hervorragenden Keyboards den Songs die richtige Portion Melodie verleihen. Die gut in Szene gesetzten Blastparts hingegen versorgen den Hörer mit dem nötigen Speed und Härte. Als Abschluss haben sich das an Hirnkrankheiten interessierte (guckt euch das Booklet mal genau an … eigenartig ist noch euphemistisch) Trio den Venom Hit „Warhead“ ausgesucht. Dem können sie zwar zweifelsohne ihren Stempel aufdrücken, ohne ihn zu sehr zu verzerren, aber die Version von Massacre mit Cronos selbst gefällt mir besser, auch wenn Forrest sich fast wie eine mutierte Version des Altmeisters anhört.
Zwar fehlen einigen der Songs an manchen Stellen doch die zwingenden Hooklines und so manches Experiment wirkt ein wenig gekünstelt und aufgesetzt, dafür haben die Jungs aber auch wahre Perlen (so auch das verstörende „Planet Dead“) in petto, die so richtig aufhorchen lassen. Man benötigt nur mehrere Durchläufe, um eben jene Perlen zu identifizieren. Forrest sollte sich erstmal auf diese Band konzentrieren … denn dieses Trio kann in Zukunft bestimmt noch verdammt viel leisten. Gelungener Einstand!
Project:Failing Flesh - A Beautiful Sickness
Band | |
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Wertung | |
User-Wertung | |
Stile | Neo-Thrash, Thrash Metal |
Anzahl Songs | 10 |
Spieldauer | 40:35 |
Release | |
Label | Karmageddon Media |