Profetus - As All Seasons Die

Review

Die LP-Version von „As All Seasons Die“ lizensierten PROFETUS an Svart Records, die nicht nur aus räumlicher Verbundenheit (das Qualitätslabel sitzt im finnischen Turku, PROFETUS sind in Tampere beheimatet) ernsthaft in Erwägung ziehen sollten, die Landsmänner längerfristig an sich zu binden. Legt man nämlich an „As All Seasons Die“ die herkömmlichen Kriterien für Funeral Doom an, dürfen PROFETUS durchaus als spezieller Fall durchgehen…

…und das nicht unbedingt, weil sie besonders finster und langsamer als langsam spielen (tun sie übrigens nicht) oder die vier Jahreszeiten für den thematischen Überbau der vier Songs von „As All Seasons Die“ wählten (Fun Fact: das Album ist fast sekundengenau auf 36,5 Minuten getaktet). Nein, aufmerksamkeitsheischender ist die Tatsache, dass PROFETUS komplett ohne Bass auskommen und somit gleich zu Anfang Fragezeichen ins Gesicht zaubern. Funeral Doom ohne Bass? Geht das? Das geht. Spaßbefreit wie sie sind (der frühlingshafte Auftakt zur Jahreszeit, in der alles Leben neu erblüht, ist standesgemäß mit „The Rebirth Of Sorrow“ überschrieben), interpretieren die Finnen das „Funeral“ in der Genre-Bezeichnung überaus wörtlich und ernst: der Part des fehlenden Tieftöners wird kurzerhand durch jämmerlich triste Orgel-Sounds ausgefüllt.

Als Effekt eröffnen PROFETUS ihrem Genre Klangfacetten, die viele Funeral Doom Bands aus steifer Konzentration auf herkömmliche Rock-Instrumentierung links liegen lassen. „As All Seasons Die“ hat als Ziel das Portrait eines wahrhaften Trauerzugs: im Sommer „A Reverie (Midsummer’s Dying Throes)“ treten Gitarren hinter gleichförmigen Marschrhythmus, stampfende Pauken, krachende Becken und die überpräsente Orgel zurück und werden zur reinen Begleiterscheinung verdammt. PROFETUS bauen weder sich türmenden Gitarrenwände noch abgrundtiefe Schluchten aus fett bratzenden Riffs, sondern verlassen sich samt und sonders auf die Begräbnisstimmung, in der auch die Growls als fast nicht mehr als nur ein heiseres Röcheln zu vernehmen sind.

Selbst wenn der Gitarre eine vernehmbare Stimme eingeräumt wird, geschieht dies zurückhaltend und kippt nicht in orthodoxe Genre-Sounds: im Herbst („Dead Are Our Leaves of Autumn“) erinnern die Lead-Gitarren an den kauzigen, spacigen Funeral Doom der leider kaum bekannten Waldschrate GROVE auf deren „Of Moss And Men“. Eine ähnliche Grabesatmosphäre, wenn auch mit anderen Mitteln und deutlich länger, haben nur COLISSEUM oder SKEPTICISM erschaffen.

29.07.2014

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