Pristine - Ninja

Review

PRISTINE = BLUES PILLS 2.0?

PRISTINE veröffentlichen mit „Ninja“ bereits ihr viertes Album – und das zweite, das auch außerhalb von Norwegen erschienen ist. Angesichts dessen, was die Osloer hier spielen, möchte man meinen, dass sie die norwegische Antwort auf die BLUES PILLS seien. Der Classic/Blues Rock des Quintetts kommt stilecht mit Hammond-Orgel und herrlich altbackener Produktion daher. Aber Sängerin Heidi Solheim klingt dann doch dem Soul deutlich mehr zugewandt, was zu sagenhaft rührenden Momenten etwa in „The Perfect Crime“ führt. Überhaupt ist die Dame Dreh- und Angelpunkt des PRISTINE-Sounds. Mir ihr steht und fällt der „Ninja“, sie ist dessen Seele und dessen Herz. Das ist aber leider nichts durchgehend Positives, denn das Album hat rein musikalisch gesehen nicht allzu viel zu bieten. Jedenfalls nichts, was einen überrascht aus dem Sessel kippen lässt

Nein, dafür fehlt es PRISTINE noch an songschreiberischer Finesse…

Natürlich gestaltet sich die Suche nach dem „neu“ beim Retro-Rock immer ein bisschen schwierig. Schließlich speist dieser sich dem Namen gemäß aus älteren Schinken. Die meisten guten Bands des Genres werten den Mangel an Innovation meist aber durch pures Charisma auf. Seien es die sonnigen Vibes von GIUDA oder die pure Ausgelassenheit von THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA. Doch reine Reproduktion findet eben nicht auf dem gleichen Niveau statt. Und in dieser Hinsicht bietet „Ninja“ einfach nicht genug Alleinstellungsmerkmale, sieht man mal von Heidi Solheim ab. Der „Ninja“ ist zu vorsichtig, zu zaghaft und versucht lieber, niemandem – am allerwenigsten sich selbst – weh zu tun, anstatt Risiken einzugehen.

Zugegeben: Heidi Solheim zieht den Karren einigermaßen aus dem Dreck. Sie rettet so manch einen Track hier vor dem Totalausfall durch ihre pure Energie, auch wenn sie gerne im Lärm aus Hammond und Chören untergeht („Your Are The One“). Das wären Tracks wie „The Parade“, der Titeltrack oder „Jekyll & Hyde“, die ansonsten einfach nur stinklangweilig und ereignisarm sind. In den schlimmsten Momenten gewinnt man fast den Eindruck, dass der Sound der Band nur aus Retro-Rock-Stimuli besteht. Was nicht heißt, dass PRISTINE diese nicht doch mal zu so etwas wie einem kleinen Hit zusammenstückelt. „Sophia“ und „The Rebel Song“ zeigen die Band von ihrer frecheren Seite – und es funktioniert hervorragend. Hier klingt die Band deutlich investierter als auf den übrigen Tracks, was man sofort spüren kann. Hier sprudelt der Sound der Norweger förmlich über.

Die Frage nach dem Können stellt sich also nicht. Eher ist es die Frage nach dem Wollen, die PRISTINE hier ein wenig im Raum stehen lassen. „Ninja“ hat seine starken Momente, lässt aber auch mindestens genauso viele Wünsche offen. Zumindest kann man der Band aber attestieren, dass sie dank ihrer charismatischen Fronfrau schon einen eigenen Sound hat. Den gilt es nun zu erforschen und auszubauen.

15.06.2017

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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2 Kommentare zu Pristine - Ninja

  1. nili68 sagt:

    Im Vergleich mit The Blues Pills im Review, sehe ich das genau anders herum, in jedem Punkt, aber nun gut… man kann ja vernünftigen Geshmack nicht einimpfen. 😉

    8/10
    1. nili68 sagt:

      Nachtrag: Das sollte jetzt kein Blues Pills Bashing sein. Man kann die schon hören, wenn man auf solche Musik steht, um denen jetzt mal nicht Unrecht zu tun. Pristine gefallen mir in dem Sektor nur besser und sind IMO auch interessanter in allen Aspekten. Peace! 🙂