Primordial - How It Ends

Review

Soundcheck September 2023# 3 Galerie mit 14 Bildern: Primordial – Rock Hard Festival 2024

PRIMORDIAL veröffentlichen mit „How It Ends“ endlich den Nachfolger von „Exile Amongst Ruins“ von 2018. Harte Zeiten liegen hinter der vor über 30 Jahren gegründeten Band, die auch ihre deutlichen Spuren hinterlassen haben.

Die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen

Die verheerende Corona-Pandemie sorgte weltweit für entsetzliches Leid. Millionen Tode, Millionen Erkrankte mit teils schwerwiegenden Langzeitfolgen, gesundheitliche Schäden durch Impfungen, die notwendig waren, um noch größeres Leid zu verhindern. Verschwörungstheorien, massive gesellschaftliche Verwerfungen, Einschränkungen der persönlichen Freiheiten, negative Auswirkungen in alle Richtungen inklusive natürlich für Kunst und Kultur.

PRIMORDIAL waren davon natürlich auch betroffen. Die Bandaktivitäten lagen auf Eis, es fanden kaum noch gemeinsame Proben statt, geschweige denn irgendwelche Live-Auftritte. Im Interview zum DREAD SOVEREIGN Album „Alchemical Warfare“ beschrieb A. A. Nemtheanga bzw. Alan Averill die damals aktuelle Lage recht drastisch und stellte unmissverständlich klar, dass es für ihn und PRIMORDIAL ohne echte Konzerte, ohne wirkliche Freiheit und damit aktive Metalszene nicht weitergehen würde – das wäre das Ende. Der Albumtitel „How It Ends“, dessen Songwriting die Iren erst Ende 2022 ohne festen Plan in Angriff nahmen, scheint sich auch darauf zu beziehen.

„How It Ends“ – Das Ende von allem?

Ist das zehnte Album auch das Ende von PRIMORDIAL? Allen sagt selbst, dass PRIMORDIAL sein Lebenswerk sind, geprägt von der Kultur, der Geschichte und dem, was es für die Menschen bedeutet.

„Der Titel ist eine Frage – ist es das, wie es endet? Wie alles untergeht: die Kultur, die Sprache, die Geschichte, die Gesellschaft, die Menschheit – wer weiß das schon?“ Und weiter: „Unabhängig davon, wer du bist oder wo du warst, hast du nur eine einzige Chance, und es geht um die Frage: Ist dies das Ende deiner Stadt, deines Landes, deiner Nation? Mythen, Traditionen, Beziehungen, und ich nehme an, es stellt die Frage, wer reagiert, wer rebelliert – wie endet es jetzt für ihn?“

Ein Album mit düsterem Blick und dunklen Themen auf alles andere als einfache Zeiten, vergangen und aktuell.

PRIMORDIAL schenken uns einen apokalyptischen Soundtrack

„How It Ends“ ist so etwas wie der apokalyptische Soundtrack einer Welt am Rande des Untergangs, ein Blick in den Abgrund, und das wütende Aufbegehren dagegen. Ein musikalischer Widerstand, erbost, trotzig, rebellisch. Aggressiver, weniger geschliffen, wieder mehr Ecken und Kanten und dennoch stets anmutig. Dunkel und zugleich schön. Und dabei typisch geprägt von der einnehmenden Melancholie, leidenschaftlicher Ergriffenheit, hymnische Dramatik und Atmosphäre in PRIMORDIAL, mit all ihren bekannten Trademarks wie beseelten Riffs und emotionalem Gesang.

Episch und mächtig

Den Anfang macht der Titelsong. Dieser baut sich zunächst langsam melodisch mit den alleine spielenden Gitarren auf, ehe Schlagzeug und Bass mit einsteigen und Schichten über Schichten harmonisch übereinandergesetzt zu einer typischen PRIMORDIAL-Klangwand werden. Gekrönt wird „How It Ends“ von der exzellenten, charismatischen Stimme von Alan, die hier voll zur Geltung kommt. In dem epischen und mächtigen Stück lebt ein Stück des musikalischen Vermächtnisses ihrer Landsmänner THIN LIZZY weiter. „Ploughs To Rust, Swords To Dust“ ist treibender, energischer, der Gesang dunkler und fesselnder, hier kommen etwas die Black Metal Wurzeln der Band zum Tragen. Im düsteren „We Shall Not Serve“ zeigen PRIMORDIAL nochmals eindrucksvoll, welchen Einfluss das Vermächtnis von BATHORY auf die Iren hatte, natürlich auf ihre ureigene Art und Weise interpretiert und dargeboten. Hier kann sich insbesondere Schlagzeuger Simon O’Laoghaire austoben.

Weitere Höhepunkte sind das doomig-schreitende, atmosphärisch dichte wie verzweifelte „Pilgrimage To The World’s End“, das ausufernde, apokalyptisch schwarze, fast schon rituelle „All Against All“ mit seinem grandiosen Finale oder das mit stark an RUNNING WILD erinnernden Gitarrenleads eröffnende „Victory Has 1000 Fathers, Defeat Is An Orphan“, die immer wieder im Verlauf des Songs durchscheinen und in dieser Art auch neu für PRIMORDIAL sind.

„How It Ends“ enthält viele starke, einnehmende Kompositionen, die sich in all ihrer Pracht aber erst nach einigen Durchläufen entfalten. PRIMORDIAL treten dabei tatsächlich auch ein klein wenig aus ihrer angestammten Komfortzone aus, das neue Album ist düsterer und schwärzer. Zwischendrin gibt es aber einige verschmerzbare wenn auch nicht zwingend notwendige Längen. Minimale Schwächen eines starken Albums.

So kraftvoll wie die Wurzeln eines alten Baumes

PRIMORIDAL sorgen beim Hörer noch immer für Leidenschaft, da die Kombination an epischer Musik und ausdruckstarken Texten zu starken Emotionen führt. Das gilt auch für „How It Ends“, das so kraftvoll ist wie die tiefreichenden Wurzeln eines alten Baumes. An die eigene großartige künstlerische Höchstphase zwischen 2005 und 2011 kommen sie nicht ganz ran, überzeugend ist das neue, qualitativ hochwertige, episch mächtige wie atmosphärisch anmutige Werk dennoch. Denn eines bleibt wohl gewiss – PRIMORDIAL enttäuschen nie!

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22.09.2023

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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3 Kommentare zu Primordial - How It Ends

  1. Lars sagt:

    Erst das neue Album und dann am 12.10 live, ich freu mich schon riesig :o).

  2. Lysolium 68 sagt:

    Ich habe mich sehr auf dies Album gefreut und war nach den ersten Runden etwas enttäuscht. Vielleicht liegt es daran das der offensichtlich eingängigste Song auch gleich am Anfang steht und zumindest ich danach erst mal auf einen richtigen Smasher warten musste. Jetzt nachdem man fast jeden Song fast im Kopf abspielen kann sitzt das Album wider. Mit dem Instrumental und „All against all“ werde ich trotzdem nicht so richtig warm. Insgesamt steht das Album bei mir im oberen Mittelfeld und kommt nicht an meine Faves heran die die Band bis 2011 rausgehauen hat.

    8/10
  3. Werner sagt:

    Richtig gute Mucke!
    Ich hab da vor Jahren schon mal ein Album von denen gehört und fand das gut – habs aber aus der Peilung verloren bei all den news und auch nicht registriert, daß die schon so viel rausgebracht haben –

    also – hab ich ja heute fett zu tun und ackere mich die Bandhistory.

    Herrlich mutiger und fetter Sound – kommt wie von guter alter Bandmaschine – Hut ab.
    Girtarren brennen förmlich in der Luft und die drums klingen richtig nach Fell und nicht nach Computer, da wurde auch nix gerade gerückt, sondern alles sehr authenthisch belassen.

    Sehr beseeltes record, man merkt, die Musiker denken wirklich drüber nach, was sie tun und erreichen wollen.
    Total klasse gemacht – schon im Erstdurchgang greife ich hier zur 9/10 – mit Potential nach oben, wenn ich das erstmal öfter gehört hab.

    9/10