Pride Tiger - The Lucky Ones

Review

Wer hätte gedacht, dass das Herz der ehemals von den Heavymetallern 3 INCHES OF BLOOD bekannten Jungs Matt Wood, Bob Froese und Sunny Dhak insgeheim für erdigen Seventiesrock schlägt? Ich hätte meinen Kopf da nicht drauf verwettet. Mit PRIDE TIGER, an dem nebst den drei genannten noch Mike Payette (S.T.R.E.E.T.S.) beteiligt ist, stellen sie allerdings genau das unter Beweis.
Dass hinter einer Musik ganz besonders viel Leidenschaft stecke, wird gerne behauptet, ohne dass all zu viel dahintersteht. Bei PRIDE TIGER möchte ich behaupten: Das merkt man der Musik auch an. Sowohl positiv, als auch negativ. Dazu aber mehr an späterer Stelle.

Zusammengefunden haben die vier Bandmitglieder – wie romantisch! – über die gemeinsame Liebe zur Musik. Konkreter gesagt über ähnliche, sich hier und da recht gut ergänzende Plattensammlungen und regen Austausch. Da wird dem einen oder anderen bei Erinnerungen an gute alte Tape-Trading-Zeiten sich warm ums Herz. Aber genug der Trivia, kommen wir zum Wesentlichen! Wie erwähnt, hört man „The Lucky Ones“ die Leidenschaft der Musiker an. Deren Liebe zur Musik. Auf der einen Seite bedeutet das, dass der Hörer sich an einigen wirklich schmissen, erdigen Seventees-Rock-Nummern erfreuen darf – andererseits aber auch, dass die Jungs sich an der Musik, für die ihr Herz offenbar am höchsten schlägt, ganz hörbar orientieren. Wo PRIDE TIGER draufsteht, ist zu weiten Teilen THIN LIZZY drin. Alte Fans dürfte das natürlich freuen, wenngleich es die Band in ihrer Kreativität und Eigenständigkeit doch sehr beschneidet. Das ist zwiespältig und stößt höchstwahrscheinlich auf geteilte Meinungen, also widmen wir uns lieber unvorbelastet den Songs an sich.
Alles in allem haben PRIDE TIGER mit „The Lucky Ones“ schon eine sehr ordentliche Platte abgeliefert. Einige Songs, etwa der Opener „Let ‚Em Go“, „A Long Way Down (Shine)“ mit hohem Mitsingfaktor oder „It’s Only You“ wissen auf voller Linie überzeugen, gehen vom Gehör direkt in die Blutbahnen über. Dem Gegenüber stehen Nummern, die man sich getrost hätte sparen können. Lückenfüller, die das Album künstlich in die Länge strecken, dadurch allerdings tatsächlich ab- statt aufwerten. Bestes Beispiel ist „Sweet Dreams“.
Ein weiterer Teil, der Großteil der Songs, lockt auch nicht gerade aus der Reserve, reicht höchstens für ein „recht nett“.
Da liegt auch der Hund begraben: PRIDE TIGERs Konzept funktioniert bei ein paar coolen, durch und durch stimmigen Hits – aber nicht auf der Länge ihres Albums. Dafür fehlt es zu sehr an Ideen, sodass am Ende alles eintönig wirkt, wie schon mal gehört. „The Lucky Ones“, das muss man einfach so sagen, geht auf Dauer die Puste aus. Am Ende etwas lahmend angelangt kann dann auch der recht coole Bonustrack „The Witch Woman Blues“ nicht mehr viel retten.

PRIDE TIGER ist zwar ein ganz nettes Album gelungen, aber weniger wäre hier einfach mehr gewesen. Erschwerend hinzu kommt, dass die Produktion dem Material nicht angemessen scheint, einfach nicht in den Siebzigercharme, den die Songs ja versprühen, passt. Da geht noch mal ein gutes Stück Stimmung verloren. Somit hat „The Lucky Ones“ am Anfang einen ganz ordentlichen Startsprint hingelegt, ist jedoch auf halber Länge eingeknickt. Auf der Zielgerade wird klar: das reicht leider nur für fünf Punkte.

09.04.2009
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