Eine Rezension mit dem Satz ‘Unkraut vergeht nicht’ einzuleiten, ist denkbar unoriginell, passt beim neuen PRETTY MAIDS-Output “Motherland” aber wie die Faust aufs Auge. Die Dänen um Gitarrist Ken Hammer und Sänger Ronnie Atkins sind eine dieser Bands, die in ihrer musikalischen Karriere mehr Schicksalsschläge als Glücksmomente erfahren mussten und trotzdem nie den Kopf in den Sand gesteckt haben. Nebenher sind die Maids auch noch eine der sympathischsten Livebands auf diesem Planeten. Glaubt ihr nicht? Geht hin und lasst euch von der Band überzeugen.
Über die Livequalitäten können wir aber gerne nach der Tour noch einmal reden. Hier geht es jetzt um “Motherland”, das eine recht schwere Bürde hat, war sein Vorgänger “Pandemonium” doch eines der besten PRETTY MAIDS-Alben der jüngeren Vergangenheit. Ich gebe auch gerne zu, dass ich nach dem ersten Durchlauf etwas enttäuscht vom neuen Album war. Dabei kann ich gar nicht so genau eruieren, warum das der Fall war. Eigentlich macht die Band genau das Gleiche, wie schon seit 1983. Sie schreibt melodische Nummern, die irgendwo zwischen NWoBHM-beeinflussten Metal und traditionellem Hard Rock und AOR-Einflüssen liegen. Vielleicht liegt es aber auch an dem dezenten modernen Anstrich, den die Dänen ihrem Sound (ähnlich wie ihre Kollegen von PINK CREAM 69 auf ihrem aktuellen Album) gegeben haben.
Wie dem auch sei. Der vorab veröffentlichte Opener “Mother Of All Lies” haut mich auch nach einigen Rotationen im Player nicht vom Hocker. Da kann das folgende “To Fool A Nation” mit seinem packenden Refrain und den interessanten Licks in der Strophe wesentlich mehr. Richtig gut wird es dann aber mit “The Iceman”. Die Nummer (plus dem Intro “Confession”) zeigt die Maids das erste Mal in Höchstform. Mit dem harten Titeltrack, dem genial schweren “I See Ghosts” oder der mit Pop-Appeal ausgestatteten Halbballade “Infinity” oder dem modernen AOR-Rocker “Bullet For You” wird das ganze Spektrum abgedeckt, das der Fan von einem neuen PRETTY MAIDS-Album erwartet. Wie eigentlich immer, gibt es auch beim neuen Album des Quintetts im Endeffekt nicht viel zu meckern und die Songs gehören mit zum Besten was die Zunft zu bieten hat.
Musikalisch gesehen, könnte man vielleicht beanstanden, dass einige Songs einen recht ähnlichen Aufbau haben. Auf der anderen Seite schadet das der Klasse der meisten Songs aber nicht. Von daher ist das also jammern auf hohem Niveau. Was mich eher ein wenig stört, ist die Gitarre von Ken Hammer. Nicht, weil der Saitenakrobat das Spielen verlernt hätte. Nein. Aber die Durchschlagkraft, die seine Klampfe früher hatte, fehlt auf “Motherland” ein wenig und ich hätte mir mehr Songs die in Richtung der bereits erwähnten “The Iceman” oder “I See Ghosts” gehen gewünscht.
Das ist und bleibt aber letztlich Geschmackssache und soll nicht in die Wertung mit einfließen, denn unter dem Strich ist “Motherland” ein starkes Album, das keinen Fan enttäuschen dürfte und auf jeden Fall Lust auf die anstehende Tour macht. Und eines ist schon seit Ewigkeiten klar, live sind die PRETTY MAIDS unschlagbar.
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