“Tschu Tschu! Ich bin der Thrash-Zug. Wer noch aufspringen will, muss schnell sein – sehr schnell. Tschu Tschu! Der Kessel steht kurz vorm Zerknall! Denn ich bin schon seit geraumer Weile mächtig in Fahrt. Tschu Tschu! Und bei dem günstigen Gefälle hier lege ich noch nen Zahn zu. Wer sich dann draußen nur mit ein zwei Fingern festkrallen konnte, macht den Abflug! Dann wird Tschu Tschu zu Tschö Tschö!“
Gut, da ist der gute alte Thrash-Eilzug im vorliegenden Falle erstmal natürlich mächtig unfair, denn die Südbayern von PREDATORY VIOLENCE treiben schließlich nicht erst seit gestern ihr Unwesen, laufen keinem Trend hinterher und debütieren hier nur hinsichtlich einer Label-Veröffentlichung. Dennoch bleibt zu konstatieren, dass der Thrash-Zug in den letzten Jahren tatsächlich einen recht straffen Fahrplan einzuhalten hat und der Kessel daher stets gut geheizt wird. Als Heizer fungieren dabei nicht nur reformierte Althelden, nein – gerade der (nationale) Underground hat die ein oder andere Schippe Kohle in das prasselnde Feuer geworfen und den Druck infolgedessen deutlich erhöht. Somit ist es schon schwierig geworden, ne Fahrkarte zu lösen, um auch am gewünschten Zielbahnhof anzukommen.
Die alte Thrash-Lok grummelt vielleicht ein wenig zu sehr, aber lediglich ne Karte aus verlangsamten KREATOR um frühe MACHINE HEAD-Grooves erweitert zu lösen, kann in Anbetracht der anderen Mitreisenden auf Linie “Knüppel 471“ bei aller grundsätzlichen Solidität zu nem erhöhten Beförderungsentgelt führen. Der im rock’n’rolligen Proto-Death verhaftete und gerade noch vorn gezockte Dresch-Metall des Vierers beweist stets die Spielfreude der Band, weiß aber aufgrund fehlenden Esprits im Songwriting nicht so recht zu überzeugen.
Dazu gleichen sich zum einen die Songs einfach zu sehr, zum anderen wirkt das ein oder andere Riff altbekannt. Das muss sicher auch kein Grund sein, die Weiterfahrt zu verweigern, aber wenn sich öfters mal der Eindruck ergibt, das Altbekannte woanders schon mal besser gehört zu haben, verendet die Nachhaltigkeit schnell am Prellbock der Beliebigkeit. Da retten die gemessen an der Grundausrichtung eher ungewöhnlichen melodischen Soli auch nicht so viel, so dass man sich die 1. Klasse schon mal komplett stecken kann.
Und auch in der 2. Klasse tummeln sich mittlerweile so viele (auch nationale) Mitreisende, dass sich PREDATORY VIOLENCE gegenüber der Masse nicht durchsetzen können. Dazu sind die Songs noch nicht bissig genug, die Produktion nicht hinreichend knackig und vor allem wenn man den stark an Mille orientierten Fronter bellen hört und schon mit einiger Vorfreude auf brutales Riffing und ne anständige Hookline wartet und beispielsweise wie auf “Meet The Cure“ dann nen Klingelton auf sechs Saiten präsentiert bekommt, haut der Schaffner auch schon mal mit der Skip-Kelle zu.
Hier müssen erst noch zwingendere Riffs und wesentlich mehr Abwechslung auch was das Tempo anbetrifft (Mid-Tempo wird schnell zum Monotonie-Garanten) mit ins Abteil genommen werden, um nicht hart im Gleisbett aufzuschlagen.
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