Powerwolf - Blood Of The Saints
Review
Die Herkunft von POWERWOLF ist eines der letzten Rätsel der Metal-Welt. Während die offiziellen Verlautbarungen grundsätzlich von einer rumänischen Band sprechen, gibt es dennoch hartnäckige Gerüchte, dass es sich in Wahrheit um eine Combo aus Deutschland handele, die sich die transylvanische Herkunft nur wegen ihres Vampir-Images andichtet. Diese Gerüchte haben neuerdings durch die Neubesetzung des Drum-Hockers mit einem Niederländer neue Nahrung erhalten.
Aber Abseits von dieser Frage handelt es sich immer noch um eine Power-Metal-Band, die mit “Blood Of The Saints“ ihr viertes Studio-Album vorlegt. Und das obwohl das Quintett schon eine gefühlte Ewigkeit in der Szene unterwegs ist. Immerhin haben sie mit “Mr. Sinister“ und “Kiss Of The Cobra King“ schon zwei Songs abgeliefert, die wohl in niemandes Plattensammlung fehlen. Auch der neue Silberling bietet auf den ersten Blick klassisches POWERWOLF-Material: Hier schallt sehr melodiöser Power Metal aus den Boxen, der vor allem durch Eingängigkeit und einen mächtigen Singalong-Faktor besticht. Spätestens nach dem zweiten Durchlauf wird wohl jeder wenigstens die Refrains mitsingen können. Das liegt natürlich abermals an dem druckvollen und trotzdem klaren Organ von Attila Dorn, der nun auch endlich seinen Akzent abgelegt hat. Gleichzeitig hat er aber in Punkto Aggressivität noch eine ganze Schippe drauf gelegt, so dass sich die Texte geradezu in das Hirn des Hörers hämmern. Trotzdem vernachlässigt er nach wie vor nicht seine grandiose Melodiearbeit. Auf dieser Ebene wird er abermals eindrucksvoll von Gitarrist Charles Greywolf unterstützt. Den dieser entlockt seinem Sechssaiter eben nicht nur eingängige Riffs sondern auch herrliche Soli und eine Melodiearbeit, die unwillkürlich an die Power Metal-Welle der späten 90er und frühen 2000er erinnert, an deren Spitze Bands wie HAMMERFALL und KAMELOT standen. An letztere erinnert auch der Einsatz des Keyboard durch Falk M. Schlegel, der das Album nicht nur um schöne Hintergrund-Klänge sondern abermals auch um Orgel-Melodien erweitert.
Diese sind einer der Gründe, warum zu Recht behauptet werden kann, dass POWERWOLF nicht nur in Erinnerungen an die frühe Power Metal-Zeiten schwelgen, in denen sie selber ab 2005 mitgemischt haben, sondern sich trotzdem konsequent weiterentwickeln. So bastelt die Band weiterhin konsequent an ihrem Image. Neben den entsprechenden Bühnen-Outfits, die nicht mehr ganz den thrashigen Charme von früher versprühen, bieten sie im Jahr 2011 vor allem Musik, die mit reichlich kirchlichen und orchestralen Parts angereichert ist. So entsteht ein bombastischer, epischer Eindruck, der den Hörer mitten in die Geschichten um Heilige, Blutsauger, Mörder und andere unheilige Kreaturen hineinzieht. Auch der Gesang nimmt dabei hin und wieder chorale Formen an, welche die Stimmung der Songs noch deutlicher unterstreichen. Dieser kirchliche Touch mag nicht jedermanns Sache sein, passt jedoch vorzüglich zu dem, was diese Band verkörpert. Es mag Leute geben die kritisieren, dass POWERWOLF nicht mehr die schnörkellos-direkte Art wie in den anfangs angesprochenen Top-Hits anschlagen. Aber es ist gerade diese Entwicklung und Vielschichtigkeit, die “Blood Of The Saints“ so stark macht.
Spätestens nach dieser Veröffentlichung dürfte kein Streit über die Herkunft der Combo mehr auftauchen. Solch diabolisch-hymnische Musik, die wie der Soundtrack einer gelungenen Dracula-Verfilmung klingt, kann einfach nur aus Transylvanien stammen. Oder sollte es am Ende doch Blutsauger in Deutschland geben?
Powerwolf - Blood Of The Saints
Band | |
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Wertung | |
User-Wertung | |
Stile | Power Metal |
Anzahl Songs | 11 |
Spieldauer | 41;46 |
Release | |
Label | Metal Blade Records |
Trackliste | 01. Agnus Dei (Intro) 02. Sanctified With Dynamite 03. We Drink Your Blood 04. Murder At Midnight 05. All We Need Is Blood 06. Dead Boys Don't Cry 07. Son Of A Wolf 08. Night Of The Werewolfs 09. Phantom Of The Funeral 10. Die, Die, Crucified 11. Ira Sancti (When The Saints Are Going Wild) |