Powerflo - Powerflo

Review

Wer sich schon immer ein CYPRESS HILL-Album ohne nervige Hip Hop-Einschübe gewünscht hat, sollte sich den Namen POWERFLO unbedingt vormerken. Denn Sen Dog, Rapper eben jener Formation aus Los Angeles, hat sich mit Rogelio “Roy” Lozano (DOWNSET), Billy Graziadei (BIOHAZARD), Christian Olde Wolbers (FEAR FACTORY) und Fernando Schaefer (WORST) unter dem Banner POWERFLO zusammengetan und veröffentlicht nun das selbstbetiteltes Debüt. Zwar ohne B-Real, reicht Sen Dogs Stimme aus, um Fans von Tracks wie „Rock Superstar“ oder „Trouble“ aufhorchen zu lassen. Natürlich möchte man bei einer derartigen Konstellation sofort BODY COUNT schreien. Und man hätte zugegeben ausreichend Grund dazu, denn natürlich gibt es hier haufenweise Rap-Metal-Elemente zu hören. Dennoch geht es hier deutlich Hardcore-lastiger und heavier zur Sache. Der Sound erinnert dabei eher an die härteren Momente von GWLT, teilweise auch AGNOSTIC FRONT, und nur entfernt an BODY COUNT.

Sind POWERFLO mehr als nur die Summe ihrer Teile?

Diese Supergroup stellt musikalisch im Grunde genau das dar, was sämtliche der Stammbands versprechen. Es ist klassischer, am Hardcore gebauter Crossover mit Groove- und Alternative-Metal-Schlagseite. Sen Dog erweist sich als herausragender Hardcore-Vocalist, der zwischen seinem Signatur-Rap und aggressiven, leicht an Roger Miret gemahnende Shouts spielend zu wechseln vermag. Der Fokus liegt natürlich eindeutig auf ersterem. Der ist aber gut in das metallische Gewand integriert. Sen Dog spuckt Gift und Galle als gäbe es kein Morgen. Und das alles wiederum hat einen fetten Sound verpasst bekommen, der den Putz von den Wänden rieseln lässt.

Aber Sound und Gesang sind natürlich nur so effektiv, wie es das Songwriting zulässt. Dieses ist glücklicherweise sehr gut ausgefallen und sorgt dafür, dass der Sound nicht nur oberflächlich Arsch zu treten vermag. Statik ist im Hause POWERFLO kein Thema. Obwohl die Elemente des hier dargebotenen Crossover stets präsent sind, verschiebt das Quintett die Gewichtung ebenjener nahezu durchgehend. Auch haben sich die Herren mit knapp 35 Minuten Spielzeit Hardcore-typisch kurz gefasst. Dadurch kommt der Sound der Supergroup sehr straff herüber, bietet aber auch sehr viel Dynamik und Abwechslung.

Der Opener „My M.O.“ packt die dicke, stahlverstärke Groove-Keule aus und setzt diese trocken beim Hörer an. Breitbeinige Grooves walzen einen auch bei „Resistance“ nieder. „Where I Stay“ verbreitet vielleicht noch am stärksten die klassischen CYPRESS HILL-Vibes. „The Grind“ ist ein amtlicher, klassischer Hardcore-Reißer, der inklusive Gangshouts daher kommt und eine stark an Punk gemahnende Rhythmik aufweist. Die Single „Victims Of Circumstance“ schlägt ebenfalls in die Hardcore-Kerbe, klingt aber deutlich metallischer und heavier. „Finish The Game“ ist noch am ehesten im Nu Metal verankert, ist infolgedessen auch der schwächste Track der Platte. Dessen einfältiges Riffing wird erst in der Bridge kurz aufgelockert.

Nein, aber das brauchen sie auch nicht!

Aber einen kleinen Ausrutscher können sich POWERFLO bei der Energie, die sie an den Tag legen, durchaus mal leisten. Das selbstbetitelte Debüt dürfte so manch ein Pit zum Kochen bringen. Zugegeben sind die Herren kaum mehr als die Summe ihrer Teile. Aber wenn das Ergebnis so fett aus den Boxen kracht, ist das vollkommen egal. Sen Dog und Co. lassen den Staub aus euren Ohren rieseln, die Mülltonnen brennen und die Erde beben. Viel mehr braucht es auch nicht.

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15.06.2017

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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