Mit „Spiral Of Fear“ veröffentlichen POVERTY’S NO CRIME ihr erstes Full-Length-Album seit 2007, sodass man hierbei durchaus von einem Comeback reden kann. Laut Presseinfo spielen die Niedersachsen Prog Rock, was jedoch größtenteils Ohrenwischerei ist. Nur weil ein Großteil der Songs überlang ist, die Gitarren hier und da rudimentäre Petrucci-Licks herunterzocken und das Keyboard mal schräg dazwischen quakt, ist die Musik noch lange nicht progressiv.
POVERTY’S NO CRIME spielen auf „Spiral Of Fear“ im Grunde eine AOR-Power-Metal-Melange, die durch diese eben erwähnten Maßnahmen jedoch zum Prog aufgeblasen wird. Wir bekommen melodischen Rock aufgetischt, der zwar etwas näher an Power-Metal-Gewässern gebaut ist, ansonsten jedoch zumeist recht gefällig und – tja – harmlos ist. Und wer es übertrieben findet, POVERTY’S NO CRIME zu einer AOR-Band zu degradieren, der sollte sich mal „A Serious Dream“ anhören, bei dem sich die Niedersachsen recht dreist beim FOREIGNER-Klassiker „Cold As Ice“ bedient haben.
Das aber nicht das einzige Problem, an dem POVERTY’S NO CRIME auf „Spiral Of Fear“ zu knabbern haben. Da wäre zuvorderst das Songwriting. Beim Opener „The Longest Day“ merkt man recht schnell, dass man hier in die Power-Metal-Kerbe schlagen wollte. Dafür ist der Song jedoch mindestens eine Nummer zu lahmarschig. Anders ausgedrückt fehlt ihm die Power. Im folgenden Titeltrack kommen die AOR-Züge deutlich zum Vorschein, was eigentlich gar nicht mal schlecht klingt, auch dank der AOR-typischen, warmen Produktion. Aber der Song ist viel zu lang für das, was er an Substanz zu bieten hat. Das ist ein ärgerlicher Trend, der sich wie ein roter Faden durch das Album zieht. „Fata Morgana“ nervt mit albernen, klischeehaften Orient-Melodien, während „A Serious Dream“ mit seiner wiedererkennbaren Hauptmelodie schon den Höhepunkt des Albums darstellt.
Die zweiten Hälfte eröffnen POVERTY’S NO CRIME dann mit „The Fifth Element“, ein hinreichend aggressives Instrumental, das zwar auch nicht wirklich progressiv ist, aber wenigstens aus dem sonst vorherrschenden, eufonischen Grundton des Albums hervor sticht. Dem lassen POVERTY’S NO CRIME dann die Pop-Rock-Ballade „The Ballad Of ’91“ hinterherklappern, deren Höhepunkte sich auf das zugegebenermaßen angenehm verquere Spiel der Gitarre reduzieren lassen. Mit den beiden wiederum überlangen Songs „Dying Hopes“ und „Wounded“ beschließt das Quintett dann „Spiral Of Fear“ so, wie es begonnen hat: schwach, unnötig in die Länge gezogen und viel zu gefällig, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, auch wenn wir bei „Dying Hopes“ einige der seltenen krummen Takte dieses Albums zu hören bekommen. Das macht den lahmen Song jedoch auch nicht interessanter.
Das zweite, große Problem ist die Produktion. Sie ist in den Songs „Spiral Of Fear“, „A Serious Dream“ und „The Ballad Of ’91“ durchaus zweckdienlich, raubt den härteren Passagen jedoch die Durchschlagskraft. Ganz furchtbar ist das beim Opener, der aufgrund seines schwachbrüstigen Sounds überhaupt nicht in Fahrt kommen will. Dabei ist dieser so geschrieben, als wolle er der Headbanger des Albums sein. Aber POVERTY’S NO CRIME vermasseln diese Steilvorlage.
Dabei müssten sich die Niedersachsen nur eingestehen, dass sie nun mal keinen Prog (mehr) spielen. So viele Probleme, die „Spiral Of Fear“ auszeichnen, hätten ausgemerzt werden können, wenn man die Scheibe nicht auf Biegen und Brechen zu etwas aufgeblasen hätte, was es de facto nicht ist. So ist das Comeback von POVERTY’S NO CRIME leider nur was für Fans, die sich nicht an der Prog- und Substanzarmut des Albums stören.
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