Porta Nigra - Kaiserschnitt

Review

Einfach zu verdauen war „Fin De Siècle“ (2012) sicherlich nicht. Entsprechend polarisierend wurde das Debütalbum von PORTA NIGRA auch aufgenommen. Eines aber stellte das Duo seinerzeit deutlich klar: Es gibt eine Vision, eine eigene Herangehensweise und eine gnadenlose Umsetzung ihrer Ideen. Klar, dass das nicht jedem gefällt, und das wird sich mit „Kaiserschnitt“ nicht ändern – Album Nummer zwei ist nämlich noch konsequenter und bietet somit noch mehr Ecken und Kanten, um sich eine kräftige Beule zu holen.

Die Bandbreite an musikalischen Einflüsse hat sich hörbar erhöht und trotzdem wirkt „Kaiserschnitt“ noch ein Stück weit geordneter (wenn man diesen Wahnsinn so nennen möchte). An der grundlegenden Idee hat sich allerdings wenig geändert, noch immer fügen PORTA NIGRA  Teile aus der Welt der harten und dunklen Musik zusammen, die auf den ersten Blick nicht zueinanderpassen. Herausgekommen sind dabei 46 Minuten, die man wahlweise begeistert aufnimmt oder als Grund sieht, fluchend davonzurennen – alles richtig gemacht.

Logisch, wenn man sich derart zwischen die Stühle setzt. Spannender ist aber, dass daraus  eingängige Nummern entstehen, die eine unnachgiebige Kraft ausstrahlen. Der Opener „Die Mensur“, das zwischen Hysterie und viel Gefühl hin und her springende „Femme Fatal“ oder das unglaublich mitreißende „Im Stahlgewitter“, das die Kontraste aus Melodie, Härte und überraschend vielen Stakkato-Riffs auf „Kaiserschnitt“ in beinahe sechs Minuten verpackt – PORTA NIGRA in Höchstform. Inklusive Klargesang übrigens.

In der zweiten Albumhälfte übersteigt das Duo aber auch meine Begeisterungsfähigkeit. Mag das von Piano untermalte Erzählungszwischenspiel noch zum Gesamtbild passen, will mir die erste Hälfte des  anschließenden „Mata Hari“ mit seinen Spoken Vocals einfach nicht passen. Nicht schlimm, denn es wäre beinahe ein Wunder, wenn einem jeder Song auf einem PORTA NIGRA-Album runterlaufen würde wie ein gekühltes Bier.

Bei aller Begeisterung zeigt sich nämlich, dass PORTA NIGRA bei „Kaiserschnitt“ eines nicht aus dem Blick verloren haben, sie machen, was sie machen wollen.  Da passt es auch, dass mit dem Schlusssong „Im Letzen Ton“ gar noch einmal rauschige Black-Metal-Gitarren aufkommen und sich gegen die bisher vorherrschende, gewaltige Stakkato-Moderne durchsetzen. PORTA NIGRA ist der schmale Grad zwischen kreativem Wahnsinn und musikalischer Genialität, komprimiert auf ein Album, das viele große Momente beherbergt, viel Eingängigkeit mitbringt, aber eben auch den einen oder anderen „Huch, was soll das denn“-Moment. „Kaiserschnitt“ zeigt, dass die Geschichte des Duos längst nicht zu Ende geschrieben ist – und polarisieren werden sie weiter – zum Glück!

29.03.2015

Chefredakteur

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