Port Noir - Any Way The Wind Carries

Review

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Die Soundentwicklung, die die großen IN FLAMES in den vergangenen Jahren durchgezogen haben, macht eigentlich kein großes Geheimnis mehr daraus, was Chef-Kreischer und zunehmend auch Wehleider Anders Fridén momentan so am liebsten hört. So sind PORT NOIR, eines der ersten Signings bei Fridéns Label Razzia Notes, nun folgerichtig auch keine Metalcore- oder Death-Metal-Kapelle, sondern ein hochinteressanter Post/Dark-Rock-Act, der mit dem zweiten Studioalbum einen atmosphärischen Sound mit enormem Wiedererkennungswert zu etablieren weiß. Im Falle von „Any Way The Wind Carries“ hat sich der prominente Support (und Riecher) definitiv gelohnt.

PORT NOIRs Zweitling ist durchzogen von der schwedischen Schwermütigkeit KATATONIAs, weist den sphärischen Klangcharakter von ALCEST und THE CHANT auf – und das Progressive aus dem Hause TOOL. Insbesondere Love Andersson erinnert stimmlich oft an Maynard James Keenan – mit dem Unterschied, dass er den Pathos zu keinem Zeitpunkt ablegt, es keine Flüster- und Schreipassagen gibt. Zugegeben, das muss man mögen. Der Mann hat ein sehr präsentes Organ, das die meiste Zeit über den Kompositionen thront und kaum zu ignorieren ist. Am Ende entscheidet hier der persönliche Geschmack, ob diese Stimme die Songs für den Hörer sogar noch interessanter macht oder ihm den Genuss vergellt.

Egal wie man diese Frage für sich entscheidet – die Tiefe der Musik, die Stilsicherheit und die songwriterische Klasse kann man PORT NOIR und „Any Way The Wind Carries“ kaum absprechen. Dabei verläuft ein roter Faden durch das Albummaterial, eine melancholisch-erhabene Atmosphäre, die sowohl die post-rockigen und stellenweise metallischeren Songs wie den Titeltrack oder das schwere „The Sleep“ als auch ein pulsierendes, Synthesizer-gestütztes Stück wie „Earth“ auf einen Nenner bringt. Letzterer gehört mit seinem wehmütigen Ohrwurm-Refrain auf jeden Fall zu den Hits der Scheibe. Von denen gibt es allerdings eine ganze Reihe. Trotz verträumter Verschrobenheit an allen Enden ist „Any Way The Wind Carries“ nicht unzugänglich oder verkopft-progressiv. Ein weiteres Highlight ist beispielsweise das anfangs an TOOL erinnernde „Onyx“, das mit seinen 80er-Reminiszenzen einen unerwarteten, aber irgendwie verdammt schlüssigen Weg einschlägt.

Zum Ende hin geht „Any Way The Wind Carries“ ein kleines bisschen die Puste aus. Der Pathos nimmt stellenweise Überhand und Songs wie der Rausschmeißer „The Oak Crown“ hätten von etwas mehr Dynamik profitiert. Von Totalausfällen ist man hier dennoch weit entfernt. Im Vergleich starten PORT NOIR einfach nur stärker ins Album als sie es beenden. Nichtsdestotrotz ist dem Trio (!) mit dem zweiten Studioalbum ein eigenständiges und enorm spannendes Werk gelungen. PORT NOIR sollte man auf dem Schirm haben.

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24.03.2016

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