POP EVIL, der Bandname klingt irgendwie nach weder noch und so kann man an deren aktuelles Album „Onyx“ erst relativ unbefangen herangehen. 2001 wurde die amerikanische Rockband bereits gegründet und der richtig große Wurf war bis jetzt anscheinend noch nicht dabei. Nach einigen Durchläufen von „Onyx“ kann ich bestätigen, dass es sicherlich nicht an den musikalischen Fähigkeiten liegt und wohl eher daran, dass POP EVIL einfach mit dem, was sie tun, etwas zu spät dran sind und auch kein wirkliches Alleinstellungsmerkmal vorweisen können. 13 Songs und mehr als eine Stunde amerikanischer Rock mit melodischem Einschlag, sehr eingängig und perfekt produziert- so richtig daran meckern darf man eigentlich nicht.
Der Opener „Goodbye To My Friend“ gibt sich härter als der Rest und überzeugt mit einem zuckenden und modernen Riff. Nach wenigen Minuten befindet man sich dann mitten im Refrain, den man bereits beim ersten Durchlauf mitsingen kann. Für ein Festival im Stile von Rock Am Ring ist dies zumindest als eindeutiges Plus zu werten. Die Produktion von „Onyx“ holt alles, wirklich alles (!) aus dem Material heraus und präsentiert POP EVIL im bestmöglichen Licht und richtigen Winkel. Die bereits angesprochene Eingängigkeit ist auch genau der Punkt, der POP EVIL für jeden Einzelnen zu „heiß“ oder „Scheiß“ macht. Es gibt nicht wirklich viel zu entdecken und jeder der in den letzten Jahren aufmerksam durch die Musikszene gehorcht hat, muss die deutlichen Assoziationen an große Bands erkennen.
Die modern aufgepeppten und sehr tanzbaren „Trenches“ und „Divide“ machen alle glücklich, die die letzte Platte von PAPA ROACH sehr gut fanden. Das solide groovende „Deal With The Devil“ und das extrem-knarzige „Fly Away“ bringen Fans der aktuellen STONE SOUR zum Strahlen. „Monster You Made“ macht Freunde von großen Balladen im Stile von ALTER BRIDGE froh und mit den semi-akustischen „Torn To Pieces“ und „Silence And Scars“ werden nostalgische Anhänger von Stadion-Grunge (SILVERCHAIR, PEARL JAM, INCUBUS…) zufrieden sein. Das wäre dann nur ein Teil von „Onyx“ und hört sich zusammengefasst mächtig nach Plagiat-Album an. Keine Angst- ganz so schlimm ist es dann aber doch nicht, auch wenn der Sinn der Erschaffung von „Onyx“ ganz sicher nicht war, Lust auf Platten von anderen Bands zu machen.
Sänger Leigh Kakaty gehört nämlich andererseits auch in die Sparte „wer kann, der kann“ und bringt alle möglichen Stimmungen gesanglich sehr überzeugend rüber, ganz gleich ob rockig, melodiös-gefühlvoll oder auch abgehackt toastend. Gemeinsam mit Gitarrist Dave Grahs, der auch für Background zuständig ist, ist er seit Gründung dabei und es scheint, als ob die beiden generell den Laden zusammenhalten. POP EVIL klingen weniger künstlich, als man meinen mag und auch wenn alle nötigen Zutaten für ein „rockiges Album mit wenig Angriffsfläche“ sorgsam abgehakt sind, dann findet sich doch noch ausreichend Seele in „Onyx“ und richtige Schnitzer leisten sich die Amerikaner nicht. Manchmal geben sie lediglich etwas zu viel Pathos wie in „Beautiful“, in solchen Momenten ziehen sich POP EVIL selbst runter in nervtötende Belanglosigkeit, die man mit 2,3 Songs weniger komplett aus „Onyx“ hätte verbannen können. Vermeidbar und überflüssig, für den Hörer letztendlich skipbar.
Revolutionär ist zwar noch immer was anderes, sonderlich aufrührend ist das auch nicht, der große Unterstützer für emotionale Momente ebenfalls nicht – aber eine gut gemachte, abwechslungsreiche Alternative Rock-Platte… die eventuell auch einfach ein paar Jahre zu spät kommt. Der Blick zurück zu Grunge und Alternative Rock ist einerseits charmant, aber leider auch etwas überholt und etwas weniger Pop statt Evil würde POP EVIL sicherlich gut tun.
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