Poets Of The Fall - Carnival Of Rust

Review

Es gibt CDs, bei denen man genau weiß, was ihre Faszination ausmacht, warum sie so gut gefallen; teilweise begeistert die einwandfreie Technik der Musiker, die ihre Stücke in Perfektion darbieten, teilweise sind es bestimme Aspekte der Musik, die so sehr den Nerv treffen. Dann wiederum trifft man auf Scheiben, die einem sehr schnell klar werden lassen, warum die Musik einfach keinen Anklang findet. Mal ist es die grausame Produktion, die einem jegliche Lust vergehen lässt, dann wieder drücken künstlerische Unfähigkeit oder inakzeptabel ideologischer Sondermüll kräftig auf die Magengrube.
Sehr selten findet man Alben, bei denen der Ursprung der Faszination sich einfach nicht offenbart. CDs, die von vorne bis hinten eine musikalische Magie versprühen und den Hörer fesseln und mitreißen, sich dabei allerdings nicht die vollkommene Blöße geben, dem Hörer exakt zu verraten, was seine Freude an der Kunst ausmacht.

Wahrscheinlich sind es diese Alben, die oft die größte Wirkung haben, da sie auf ganz eigene und wohl besondere Art bezaubern. Wobei hier wahrscheinlich auch die Frage nach dem Stil an Wichtigkeit verliert, da kann auch mal sanfterer Rock begeistern.
„Carnival Of Rust“ ist eine solche CD, ein kleines Kunstwerk, das die POETS OF THE FALL erschaffen haben.
Die Band hat sich zu ihrem Debutalbum und direktem Vorgänger der CD, „Signs Of Life“, merklich verbessert – sie sind gereift und haben einen ganz eigenen Charme und Stil entwickelt.
Wirklich schönen, gitarrenlastigen und gelungenen Pop/Rock bietet dieses Werk. Das Patent auf solche Musik haben wohl U2 und teilweise lassen diese sich noch am ehesten als Vergleich zu POETS OF THE FALL heranziehen, allerdings ist es doch mehr als das.
Die Musik schwankt zwischen eingängigem Rock, spaßigen Lieder mit Anbahnungen an den „Fast-schon-Metal-Bereich“ und melancholischen Akustikgitarrenstücken. Dabei offenbaren sich sehr viele Nuancen, sowohl im Instrumental als auch in der mal gradlinig rockigen, mal gefühlsvoll melancholischen Stimme von Marko Saarestos. Auch wenn jedes Stück für sich gefällt und das Album bis auf das zu poppige „Sorry Go Round“ keine klaren Schwächen zeigt, will ich doch ein Stück besonders hervorheben:
Das Titelstück „Carnival of Rust“: Dieses vereint alle positiv genannten Aspekte des Albums in sich und stellt damit meinen persönlichen Höhepunkt des Albums dar. Melancholisch melodiöse Parts wechseln mit rockigeren Riffs, die Stimme offenbart Gefühl und Variation. Kurzum: Das Lied ist von Anfang bis Ende einfach klasse. Wenn doch nur jedwede „Pop“-Musik so gelungen wäre.

Die Stärken des Albums liegen ganz klar im Gefühl, in der Dichte der Atmosphäre und der Abwechslung, sowohl zwischen den Songs als auch innerhalb der Lieder.
Eine CD, die mich fernab harter Metalklänge begeistert hat und für jeden, der bei ehrlich atmosphärischer Musik auch rockigen Pop hören kann, nur empfehlenswert.
Schade ist, dass „Carnival Of Rust“ in Deutschland nicht erhältlich ist und somit nur über, leider fast doppelt so teuren, Import erworben werden kann.
Da bietet es sich an, entweder einfach mal für das Geld von zwei mittelmäßigen Alben ein einziges, dafür wirklich gutes, Album zu kaufen oder aber bei dem nächsten Urlaub in Norwegen im Plattenladen vorbeizuschauen.

08.11.2006
Exit mobile version