Poema Arcanvs - Timeline Symmetry

Review

Diese Chilenen! Immer wieder überraschen die mich. Zuletzt mit ihrer niedlichen Aussprache des Spanischen, die so gar nicht dazu passen will, dass im Norden in der gnadenlosen Atacamawüste so gut wie nie Regen fällt und im Süden die Leute in Feuerland paradoxerweise frieren müssen. Und jetzt: POEMA ARCANUS. Eine mir bislang völlig unbekannte Band aus Chile, die mit ihrem progressiven und weit gefassten Doom Metal aber immerhin recht gut zu meinem düsteren Bild passt.

CRIMINAL kenne ich ja gerade noch, viel mehr Bands aus Chile bekomme ich nicht zusammen. POEMA ARCANUS sind offenbar immerhin schon mit NAPALM DEATH und MOONSPELL aufgetreten, also doch kein ganz unbeschriebenes Blatt. Das gleich vorweg: Die Musik rechtfertigt es allemal, dass die Band bekannt wird.
Man muss feststellen: Die Chilenen lassen sich in keine zu eng gefassten Grenzen stecken. Grob abgrenzen kann man die Musik dennoch. Diese besteht hauptsächlich aus einem Mix des klassischen Dooms und dem der Neunziger (der ja in sich schon die starken Deathmetaleinflüsse impliziert) mit einem leichten Schräglage in Richtung Gothic und ganz selten auch einer Prise Black Metal. Wie jetzt, „Black Sabbath“ trifft auf „Brave Murder Day“? So krass und vor allem heterogen ist es natürlich nicht, summa summarum könnte man POEMA ARCANUS als variantenreichen Death-Doom mit einigen Extras bezeichnen.
Variantenreich ist auch der im Grunde ziemlich starke Gesang: Clean Vocals und Growls gehen nahtlos ineiander über, teilweise kraftvoll aggressiv, teilweise seltsam düster, beinahe sakral und choralartig. An die klar gesungenen Parts muss man sich gerade zu Anfang erst einmal gewöhnen. Was den bloßen Gesang angeht, kann ich die Vergleiche mit MY DYING BRIDE, die in einigen anderen Rezensionen gezogen wurden, nicht ganz nachvollziehen. Mag daran liegen, dass Stainthorpes Gesang für mich einfach zu charakteristisch ist. Wer an die frühen MOONSPELL denkt, hat damit allerdings eine ganz gute Vorstellung von den Vocals.
Grundsätzlich sind die konkreten Einflüsse recht schwer zu benennen: Einzig die Nähe zu OPETH ist unverkennbar. Auch die Chilenen setzen in ihren Songs alles auf Kontraste und stellen ruhige, melodischere Parts aggressiven oder verzweifelten Ausbrüchen gegenüber. Dabei gelingt der Band die ein oder andere großartige Melodie und zudem das Kunststück: Ihre Songs wirken nicht fragmentiert, die Übergänge sind fließend.

POEMA ARCANUS sind ein Tipp für alle Freunde des Neunzigerdooms, die offen sind für neues, und natürlich für OPETH-Hörer. Leider schafft es die Band trotz einiger wirklich exzellenter Ideen und im Gesamten wirklich guter Songs nicht, über die Länge des Albums 100% zu überzeugen. Hier und da verliert man sich dann doch in den Songs, wirkt es so, als hätten die Chilenen sich nach über fünf Minuten irgendwo etwas verzettelt. Diese Brüche sind zwar selten und trüben das Gesamtbild nicht zu sehr, dennoch reicht es damit nicht ganz zu einem Tipp der Redaktion. „Timeline Symmetry“ schließt ab mit sehr starken sieben Punkten und der absoluten Empfehlung: reinhören!

27.11.2009
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