POCKET ORCHESTRA treten auf dem Doppelalbum „Phoenix“ mit einem avantgardistisch-progressiven „Rock“-Mix an. Das macht erst mal neugierig, was da denn geboten wird.
Vorweg sollte man erwähnen, dass es sich hier komplett um Material handelt, das ausschließlich aus den Jahren 1978 bis 1984 stammt. Wobei die erste der beiden Scheiben im Jahre 2005 unter dem Namen „Knêbnagäuje“ bei einem israelischen Label bereits erschienen ist.
Musikalisch kann man hier festhalten, dass es definitiv avantgardistisches Liedgut mit progressiven Einflüssen ist. Auch fällt gleich zu Beginn auf, dass es auf der ersten Scheibe nur instrumentale Stücke zu hören gibt. Man kann hier nur vorwarnen und jedem raten, sich diese Werke nur scheibchenweise anzuhören. Das klangliche Durcheinander und der Wirrwarr verschiedenster Instrumente macht es dem Hörer äußerst schwierig, überhaupt am Ball zu bleiben und sich auf irgendetwas zu konzentrieren. Facettenreich, abwechslungsreich- das kann man hier alles getrost unterschreiben,. Die Darstellung allerdings ist grauenhaft. Was das alles mit Rock zu tun haben soll, ist mir schlicht ein Rätsel. Wenn dann zwischendurch dann doch mal progressive Passagen durchbrechen, atmet man erleichtert auf, da man sich hier ein wenig „erholen“ kann. Diese Erholung ist allerdings nur von kurzer Dauer (leider!), denn der nächste, abgedrehte Part lässt nicht lange auf sich warten. Stellenweise gibt es Klavierparts, z. B. bei „Regiments“, bei denen man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass man hier ein 3-jähriges Kind in die Tasten hat hauen lassen. Avantgardismus hin oder her, sowas geht einfach nicht- schrecklich! Zwischenzeitlich drängt sich sogar der Gedanke auf, diesen Klanghaufen nicht als Musik, sondern als „Krach“ zu bezeichnen. Mittlerweile sind drei Songs durchgelaufen und man braucht dringend ein Pause. Gut, spätestens mit dem Song „White Organ Meats“ ist es auch aus und vorbei. Das ist keine Musik, sondern nur eine Aneinanderreihung verschiedener Sounds. Einer Geige oder einem Cello haarsträubende Klänge zu entlocken, ist nun wirklich keine Kunst, das kann jeder.
Mit der zweiten Scheibe wird die ganze Sache nicht besser. Der Unterschied besteht darin, dass es Live-Aufnahmen sind. Und noch etwas fällt auf: Das Gesamtbild klingt verglichen mit der ersten CD eher nach Rock, es werden mehr Gitarren-Sounds verwendet. Das reißt das Steuer allerdings auch kein bisschen herum. Das Staccato aus verschieden Klangexperimenten setzt sich weiter fort. Hier gibt es nichts mehr zu erwähnen. Jeder weitere Buchstabe wäre reine Verschwendung.
Also, mal ehrlich, sowas ernsthaft als Musik bezeichnen zu wollen, ist eine Frechheit. Es ist durchaus möglich, dass hinter all dem ein Plan steckt, nur ist dieser nicht offensichtlich. So einen Mist, wie von POCKET ORCHESTRA auf „Phoenix, hat man schon lange nicht mehr gehört. Dafür jetzt auch noch Geld zu verlangen bringt das Fass zum überlaufen. Für den Wagemut gibt es einen Punkt, das muss man einfach respektieren. So, und jetzt weit weg mit dem Album.
Ich habe die Musik zwar nicht gehört – aber der Ausdruck, „ein 3 jähriges Kind haut auf der Klaviertastatur herum“ macht mich doch stutzig. Immerhin muss dies nicht stümperhaft sein, sondern kann sich einfach auf den (Früh-)Expressionismus beziehen (zB Bartók). Sicherlich nicht jedermanns Sache, aber eine dennoch hoch geschätzte Form der klassischen Musik.
Vorab: Das Material von Pocket Orchestra ist für Freunde von RIO und Avantprog eine mehr als gelungene Scheibe! Mag man solche Musik kann man locker 7 oder 8 Punkte draufzählen.
Aber so ein Review wie von dem Herrn Mücke zeigt eben, dass man Bewertungen progressiver Musik auf einer Metal-Seite so wenig glauben darf, wie Rezensionen von Metal auf einer Prog-Seite. Die Musik ist kantig und avantgardistisch, aber so fern vom Rock ist es auch nicht. Es sei denn, die Grenzen der Vorstellung, was progressiv ist, enden bei Genesis und Dream Theater.
Wer ein richtiges Review der CD lesen möchte sollte sich lieber andernorts umsehen. Für mich gehört die CD zu einer der Entdeckungen der letzten Jahre.