Mit Metal und deutschen Texten ist es immer ein bisschen schwierig – die Lyrics müssen manchmal gar nicht dilletantisch geschrieben sein, um so zu klingen; der Grat zwischen Genialität und Peinlichkeit ist oft nur hauchdünn. PLENTY OF NAILS aus Schleswig-Holstein bewegen sich auf ihrem Debütalbum „Aus Schatten gerissen“ mehrmals zwischen beiden Seiten des Grats hin und her – manche Textpassagen sind gut gelungen, manche klingen geradezu naiv. Das Problem an „Aus Schatten gerissen“ ist nur, dass die besseren Textpassagen auch das Beste am ganzen Album sind, denn musikalisch hat der Vierer aus dem Norden eher wenig zu bieten.
2010 schrieb der damalige Kollege Kaltenmaier zu „Schicksal“, der ersten EP der Band, dass PLENTY OF NAILS den Doom vermissen lassen, den sie sich selbst zuschreiben. Das hat ihn aber nicht gestört, unter dem Strich standen dicke acht Punkte und er lobte die „emotional-schwerwiegende[n] Grundmomente“. Ich weiß nicht, was in der Zwischenzeit passiert ist, denn „Aus Schatten gerissen“ klingt sehr wohl doomig, hohe Punktzahlen sind darin aber schwer zu finden. Vielleicht funktioniert die Musik von PLENTY OF NAILS auf der Länge einer EP besser, auf Albumlänge sind mir aber viel zu wenige Höhepunkte dabei, die Songs wirken viel zu lang, die einzelnen Parts viel zu sehr in die Länge gezogen, da sie oft eh nicht besonders spektakulär klingen. Als Beispiel sei „Memorandum“ genannt, wo sieben Minuten lang auf unspektakulären Riffs herumgeritten wird, ohne dass die Band sich bemühen würde, emotional zuzupacken oder sich auf einen Höhepunkt zuzubewegen.
Sicher: PLENTY OF NAILS geben sich Mühe Abwechslung zu bieten, lassen auf einen langsam stampfenden Part einen etwas schnelleren Part mit Leadgitarre folgen … aber letztlich sind das die altbekannten Mittel, und auch die funktionieren nicht richtig, wenn man maximal im Midtempo agiert. Zweifellos gibt es ein paar Hinhörer auf „Aus Schatten gerissen“ (zum Beispiel in „Der Gleisschlitzer“, in „Der Irrsinn“ oder in „Lust“), aber das ist zu wenig, um den Hörer bei der Stange zu halten – der ist am Ende längst weggepennt.
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