Von mannigfaltigen kulturellen Einflüssen sprach ich beim letzten Pilori Album „… and when the twilight’s gone (la récolte)“, welche ebenfalls die aktuelle Veröffentlichung „Zeit des Lichts“ reichhaltig durchsetzen. So verleihen Marion Urbach und Gernot Musch dem Begriff „Neo-„Folk eine ganz eigene Prägung, indem neben akustikgitarren dominierten Liedern auch Stücke wie „Tombstones“, einem chansonartigen Klavierstück mit Englisch-Französischem Gesang, oder „Todo=Nada“, in dem der Text „La vida es sueno“ des spanischen Dichters und Dramatikers Pedro Calderón de la Barca (1600-1651) zu rituell, dezenten Trommeln zitiert wird, enthalten sind. Zwar beweisen Pilori mit „Zeit des Lichts“ ein weiters Mal, dass für sie der Begriff „Neo-„Folk mehr als nur schnödes Akustik-Gitarren gezupfe beinhaltet und durch Marions klare Stimme das Genre Heavenly Voices nicht fern ist, doch mehr als Anerkennung hinsichtlich der gebotenen Vielfalt kann ich Pilori nicht abgewinnen. Dies liegt sicherlich nicht an einem Mangel an Einfühlungsvermögen, aber für mein Empfinden verebbt die musikalische Gefühlsvermittlung an der Oberfläche, wenn sich die Stücke im süßlichen Einerlei fernab fesselnder Songstrukturen verlieren oder sich die schwachbrüstige Stimme von Gernot Musch einschleicht. Intellektuelle Zitate und die Besinnung auf kulturelle Wurzeln ergeben allein kein faszinierendes Album, das erreicht werden könnte, wenn sich die Diskrepanz zwischen Anspruch und Umsetzung schließen würde.
Ich stimme dem Rezensenten voll und ganz zu. Es ist schon schade, wenn man die Akteure aus der Nachbarschaft seit ihren Demotagen kennt und ihnen die Daumen drückt, aber leider feststellen muss, dass ihre Musik von mal zu mal weniger Charme versprüht. Es ist hauptsächlich Marions Engelsstimme (wahrhaft göttlich!) und ihrem Sprachtalent zu verdanken, dass PILORI aus dem Meer der Durchschnittlichkeit herausragt. Es würde der Umsetzung der musikalischen Ideen (die im Ansatz durchaus interessant sind) und der Songtiefe sicherlich gut tun, wenn man einige Vollblutmusiker als neue, feste Bandmitglieder gewinnen könnte (was allerdings äußerst unwahrscheinlich ist), um das vorhandene Potenzial besser auszuschöpfen.