Pigeon Toe - The First Perception

Review

Für mich krankt reiner Progressive Metal unheimlich oft an derselben Stelle wie auch Technical Death Metal, womit sich der Kreis aus unendlichen Stilarten, führend bis ins absolut geistige Nirwana, irgendwo wieder schließt. Es ist das Feeling, die Seele, die den oftmals nur auf ihre Saitenbretter und Krachtrommeln fixierten Instrumentalisten immer wieder abhanden kommt – abgesehen natürlich von den für mich wirklich guten Kapellen. Bei PIGEON TOE witterte ich in dieser Hinsicht mal wieder meine Chance, denn die beiden Gitarristen Marsn und Hanson sind schließlich hauptsächlich bei FEAR MY THOUGHTS aktiv, die nun alles andere als reine Virtuosen in diesem Projekt darstellen. Tatsächlich scheint dieses Gespür funktioniert zu haben, denn die Truppe agiert genau in einer verspielt träumerischen Nische, die durchaus überzeugen kann, sowohl in spielerischer als auch atmosphärischer Hinsicht.

Komplettiert wird das Line-Up durch Drummer Lonhard (TRIPTYKON), sowie Ben Krahl (FINAL KINGS) am Bass und Patrick Hagmann (ex-FEAR MY THOUGHTS) als dritter Gitarrist. In diesem Fall finde ich es ganz interessant im Hinblick auf die Musik auch das nette Artwork zu Rate zu ziehen, das allerdings nur auf einer gewissen Ebene passend ist. In der Tat zieht “The First Perception“ den Hörer ziemlich in seinen Bann, in eine unwirkliche Welt, in der Zeit keine Rolle zu spielen scheint, regenerativ wirkende Momente eine Ewigkeit dauern und alles wahrhaftig in Richtung Ruhepuls tendiert. Das erste Album von PIGEON TOE erscheint keineswegs hektisch oder drückend, wie ich das Cover durch seine teils reichlich bunte Gestaltung zumindest stellenweise wahrnehme. “The First Perception“ verzaubert stattdessen, führt mit seinen meistens langen Songs hypnotische Bearbeitungen am Hörer durch, die aber keineswegs unangenehm erscheinen.

Mit den ruhigen Arrangements, den seichten Melodien, dem säuselnden Gitarrenspiel und den akribisch begleitenden Drums, macht nicht nur die im Progressive Metal eigentlich omnipräsente Instrumentierung einen guten Eindruck, sondern auch der von den beiden Initiatoren übernommene Gesang. So erinnert “The First Perception“ in seinen besten Phasen schon ein wenig an neuere KATATONIA in deren gediegeneren Momenten. Einen wirklichen Ausbruch von PIGEON TOE gibt es nicht, aber ebendiesen vermisst man ebenso wenig. Die Jungs machen ihre Sache insgesamt sehr ordentlich, haben natürlich noch die eine oder andere kreative Länge in ihrer Musik, doch damit lässt sich leben. “The First Perception“ bleibt damit ein richtig sauberer Einstand, der vor allem mit einem Aspekt überzeugt, und das ist Herz.

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20.04.2012

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