PIERCE THE VEIL veröffentlichen mit „The Jaws Of Life“ ihr erstes neues Album seit „Misadventures“ von 2016 und zudem das erste Album, seitdem sich die Band von Schlagzeuger Mike Fuentes trennte, dem mehrfaches sexuelles Fehlverhalten vorgeworfen wurde. Über die Hintergründe des Albums hat Kollegin Jeanette Grönecke bereits mit Sänger und Bassisten Jaime Preciado gesprochen, wir konzentrieren uns hier auf das vorliegende Album.
PIERCE THE VEIL sind nicht nur im Post-Hardcore zuhause
Den Anfang des Albums macht „Death Of An Executioner“ und für einen Moment macht sich Verwirrung breit, ob nicht doch aus Versehen eine PLACEBO-Scheibe aufgelegt wurde. Der erste Song wildert relativ stark in Indie- und Alternative-Rock-Gefilden, die Post-Hardcore-Keule holt die Band aus Kalifornien erst beim darauffolgenden „Pass The Nirvana“ heraus.
Nein, für reine Knüppler ist „The Jaws Of Life“ definitiv nichts, die Stücke brechen gerne in andere Gefilde aus, was mal spannend, mal eher fad, wie in „Even When I’m Not With You“ sein kann. Die Stücke haben auch Einflüsse aus Pop und Pop-Punk und sind oft getragen von der Stimme des Sängers Vic Fuentes. Das macht die Sache zwar irgendwo auch abwechslungsreich, nimmt dem Ganzen aber auch die nötige Durchschlagskraft – den Hardcore eben.
Wem das ausreicht, der wird mit „The Jaws Of Life“ sicherlich noch mehr anfangen können, sowohl die Instrumental- als auch Gesangsfraktion versteht ihr Handwerk, aber ich wäre vorsichtig, diese Scheibe nur unter dem „-core“-Label laufen zu lassen, das würde nämlich sicherlich für einige verwirrte Hörer und Hörerinnen sorgen. Denn PIERCE THE VEIL kommen auch im weiteren Verlauf des Albums nicht mehr so richtig in Gang, Highlights sind dann eher emotionaler Natur wie die recht nette Ballade „Resilience“.
„The Jaws Of Life“ – Es muss ja nicht immer „Back to the roots“ sein, aber…
Wer ein Album wie „Collide With The Sky“ mit Stücken wie „King For A Day“ erwartet, der wird hier enttäuscht werden. Wer auch mit Indie Pop und Rock, Alternative und Pop-Punk klar kommt (letzteres ist eher ein geringerer Anteil), der kann auch bei „The Jaws Of Life“ andocken. Trotzdem wirkt das Album über weite Strecken weder wie Fisch noch Fleisch.
Ja, das ist wirklich nur ein maximal mittelmässiges Album. Zu den Highlights gehört für mich da höchstens noch Emergency Contact. Der Rest schwankt von Okay (Damn the Man, Save the Empire) bis zu schrecklich einfallslos (Even when i‘m not with you, 12 Fractures).