Auch die Dänen PHRENELITH sind mehr oder minder einer Welle an Old-School-Death-Metal-Bands zuzuordnen, die moderne Produktion und songwriterische Ambition eher scheuen und mehr den Dreck und Modder, das Asoziale und Höhlenartige als Ästhetik in den Vordergrund für ihre richtige Vorstellung von Death Metal legen — und dabei nicht in den 90er-Jahren auf die Bildfläche traten, sondern meist im letzten Jahrzehnt gegründet wurden. „Desolate Endscape“ hat 2017 herum nach diversen vorausgehenden Klein-Veröffentlichungen (Splits, EPs, Demos) für Begeisterung im eng abgestecktem Untergrund-Rahmen sorgen können, aber PHRENELITH fliegen ganz klar immer noch unter dem Radar der breiten Masse.
Gruftiger Old-School-Death von PHRENELITH
Daran wird wohl auch der neueste Streich „Chimaera“ kaum etwas ändern, der wieder einmal Death Metal im eher primitiveren, rumpeligen Spielfeld bietet. Sound und Songs sind im Gegensatz zu „Desolate Landscape“ sogar mittlerweile aufgeräumter – in relativer Betrachtungsweise, denn neanderthalmäßig tönt auch „Chimaera“ immer noch verglichen mit modernem Death Metal. Bereits „Awakening Titans“ beschwört eine dunkle Atmosphäre herauf und legt sich wie ein Schleier aufs Gemüt. Im Großen und Ganzen wird auch der Stiefel weiter durchgespielt, auch wenn kurzzeitig etwa im cleanen Opening von „Phlegeton“ oder Akustik-Zwischenspiel „Χίμαιρα“ sich zumindest rudimentär um Abwechslung und Textur bemüht wird.
KRYPTS, DEAD CONGREGATION, VASTUM und FETID sagen euch etwas und gefallen euch? Oder auch dänische Kollegen wie UNDERGANG und TAPHOS? Dann sind PHRENELITH zumindest einmal ein Reinhören wert. Das Songwriting sitzt noch nicht auf demselben Level wie dem einiger Kollegen, zugutehalten kann man „Chimaera“ allerdings die Kürze und Würze, welche die Aufmerksamkeit und Geduld des Hörers nicht überstrapaziert Auch der totale Staubsaugersound wie ihn etwa ihre Kollegen UNDERGANG haben, ist hier nicht vorhanden, was manche enttäuschen, andere eher beruhigen dürfte, je nachdem wie die Soundvorlieben sind. Das ist aber kein Make-it-or-brake-it-Kriterium eines Albums, wobei andere das durchaus anders sehen können.
„Chimaera“ ist solide, aber empfiehlt sich über Genre-Fans auch nicht weiter
Eine Chimäre ist ja ein Mischwesen und das liegt bei PHRENELITH musikalisch gar nicht vor, da sie ziemlich konsequent ihre Richtung ausspielen. Musikalische Weiterentwicklung hat gegenüber „Desolate Endscape“ nicht stattgefunden. Nun mag der Einwand kommen, dass das in so einem Genre gar nicht interessiert, da ganz andere Qualitäten im Vordergrund stehen. Das ist aber nicht so einfach: Auch mit durchaus einfachen Methoden und gleichzeitiger Bewahrung der Tradition lassen sich innovative, aber trotzdem immer noch verstörende und ein Genre bedienende Songs schreiben.
Hier könnten etwa CONVULSING als schönes Gegenbeispiel genannt werden, die einen ähnlichen grundsätzlichen Stil bedienen, aber wesentlich böser und düsterer klingen, obwohl sie gleichzeitig hellere Flecken musikalisch ebenso mit reinbringen, diese Dynamik aber die Musik wesentlich interessanter und effektiver macht. Trotz einer knackigen halben Stunden haben auch einige Songs auf „Chimaera“ durchaus Längen und es gibt nun wahrlich nicht wenig Konkurrenz und Auswahl an OSDM-Bands, die ihre Sache vielleicht einen Ticken besser machen. Wer nicht genug von OSDM-Bands in dem Metier bekommen kann, wird sicher auch mit PHRENELITH glücklich. Wer hier neue Horizonte oder spannendes Songwriting innerhalb des Genres erwartet, sollte lieber wo anders suchen.
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