Phobocosm - Bringer Of Drought

Review

Gilt der Kanadier eigentlich als ähnlich melancholisch veranlagt wie der Finne? Keine Ahnung, vielleicht kann mir da ja jemand weiterhelfen. PHOBOCOSM aus Montreal vermitteln einem jedenfalls den Eindruck, als seien sie von ähnlicher Schwermut geplagt. Und dieser Aspekt steht ihrem Zweitling „Bringer Of Drought“ durchaus passabel zu Gesicht. Außerdem hat man hier irgendwie gar nicht das Gefühl, es mit einer neuen Veröffentlichung zu tun zu haben. Da vermutet man schon eher, dass es sich um eine verschollene Scheibe aus den frühen 90ern handelt. Aber weit gefehlt, die Kanadier zelebrieren anno 2016 tatsächlich einen Stil, wie man ihn damals eher von finnischen Bands kannte – Death und Doom ist angesagt.

Dabei ist die seit acht Jahren aktive Truppe quasi zweigleisig unterwegs. Im eröffnenden „Enguilfing Dust“ setzt man auf lupenreinen Doom-Death, da passen sich die ultratiefen Growls bestens der finsteren und traurigen Musik an. Das Ganze ist zwar nicht auf allerhöchstem Niveau, aber mehr als gehobenes Mittelmaß allemal. Ab „Tidal Scourge“ ergänzt man die schwer schleppende Mucke dann immer wieder durch rasend schnelle Passagen. Das sorgt einerseits recht gekonnt für Abwechslung, verprellt andererseits aber sicher auch den einen oder anderen Doom-Puristen. Und man muss ganz klar festhalten, dass PHOBOCOSM eindeutig die bessere Figur abgeben, wenn sie das Bremspedal bis zum Bodenblech durchtreten. Da liegt einem des Öfteren ein „So geht Doom!“ auf den Lippen. Ihr schneller Death Metal wirkt doch eher austauschbar.

Das abschließende „Fallen“ bietet ein prima Querschnitt der unterschiedlichen Stile und bringt damit sämtliche Stärken und Schwächen der Kanadier voll auf den Punkt. Auf der Haben-Seite steht ganz klar der Doom-Death mit seinen absolut gelungenen unterschwellig traurigen Melodielinien. Dem gegenüber wissen die schnellen Passagen erneut nicht so ganz zu überzeugen. Daher bleibt unter dem Strich nicht mehr als gehobener Durchschnitt stehen. Außerdem dürfte es bei einer Songlänge von rund 12 Minuten auch gerne die eine oder andere Idee mehr sein. Das gilt übrigens nicht nur für den Abschlusstrack, sondern im Prinzip allgemein für „Bringer Of Drought“. In dieser Form werden PHOBOCOSM vermutlich recht schnell in Vergessenheit geraten, aber was noch nicht (so gut) ist, kann ja bekanntlich noch werden.

12.05.2016
Exit mobile version