PHILIP SAYCE hat dunkle Tage hinter sich. Auch wenn sein letztes Album „Spirit Rising“ im Jahr 2020 ein erfolgreicher Streaming-Hit wurde, nagte die gleichzeitig einsetzende Pandemie mitsamt den mit ihr verbundenen Einschränkungen an dem Blues-Rocker.
„‚The Wolves Are Coming‘ entstand in der düstersten aller Zeiten, als ich nicht wusste, ob ich diese Songs jemals veröffentlichen würde oder wie mein Leben als Musiker und Künstler in Zukunft aussehen würde“, erläutert PHILIP SAYCE die Entstehungsumstände des Albums. Als Protegé von JEFF HEALEY und langjähriger Begleitmusiker von MELISSA ETHERIDGE ist der in Kanada aufgewachsene Waliser mit den Aufs und Abs des Musik-Business aber freilich vertraut.
„The Wolves Are Coming“ entstand in düsteren Zeiten
Seit gut 15 Jahren konzentriert sich der Gitarrist und Sänger auf seine Solo-Karriere und kann mit Alben wie „Peace Machine“ oder „Influence“ sehr gute Blues-Rock-Alben vorweisen, denen man die Liebe des Musikers zum Genre anhört. „The Wolves Are Coming“ stellt dabei keine Ausnahme dar und liefert Genrefans mal wieder gut zubereitete Feinschmeckerkost.
Dies hat jedoch auch zur Folge, dass jeder Song auf dem Album irgendwie vertraut klingt, wenn man schon ein paar Blues-Platten im Schrank stehen hat. Die Stärke von PHILIP SAYCE ist also weniger in der Originalität als in der Qualität der Musik zu finden. Der Gitarrist schießt coole Riffs lässig aus der Hüfte und feuert knackige Soli hinterher, sodass die Musik direkt ins Blut geht. So düster, wie man es nach der Einleitung erwarten mag, ist „The Wolves Are Coming“ also bei weitem nicht. Welche dunklen Gedanken sich hier auch von der Seele geschrieben worden sein mögen, auf dieser Platte wurden sie partytauglich aufbereitet.
PHILIP SAYCE findet nicht den richtigen Sound
Das Album könnte noch mehr überzeugen, wenn da nicht dieser schlecht abgemischte Sound wäre. Vor allem die Becken scheppern im Hintergrund so grausig, dass man sich stellenweise fragt, ob die Nachbarn gerade den Mixer angemacht haben. Aber auch der Gesang und die Gitarre übersteuern an vielen Stellen. Beispielhaft dafür stehen Nummern „Babylon Is Burning“, deren ausgefeilter Aufbau und energievoller Rock noch mehr überzeugen könnten, wenn die Produktion nicht immer wieder auf das Niveau alter EMPEROR-Demos absacken würde.
Tatsächlich steht sich „The Wolves Are Coming“ dadurch selbst im Weg. Dieser sehr rohe Sound mag seine Fans finden, da er jedem Detail ausreichend Raum gibt, raubt dem Album aber auch seine entspannende Note. Wer seinen Blues Rock also rau, ausgefeilt und auch ein bisschen rumpelig mag, sollte dem neuesten Langspieler von PHILIP SAYCE seine Ohren schenken. Für alle, die generell in die Musik dieses immens talentierten Musikers oder ins Genre reinschnuppern wollen, eignen sich eher dessen frühere Alben.
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