Phi - For The Love Of Ghosts

Review

„Wir spielen: New Artrock mit ordentlich Druck und emotionalem Tiefgang“, schreiben die Österreicher PHI über sich selber – aha, „New Artrock“, noch nie gehört. Mal gucken, was das Internet sagt – und schnell fündig geworden: „Als New Artrock bezeichnet man Bands aus dem Umfeld des Progressive Rock, die diesen seit Ende der 1990er Jahre um Anleihen aus Elektronischer Musik, Postrock und Alternative Rock ergänzen. Im Vordergrund steht dabei gegenüber dem auf strukturelle Komplexität bedachten klassischen Progressive Rock eine atmosphärische Wirkung.“ (Zitiert nach Wikipedia.de, Artikel „Progressive Rock“.)
Gut, dieser Spielart des Progs lassen sich dann also nach eigener Aussage auch PHI zuordnen, eine 2006 in der österreichischen Steiermark gegründeten, dreiköpfigen Band, die nach der EP „Half Hour Universe“ von 2007 nun in Eigenregie ihr Debütalbum „For The Love Of Ghosts“ herausbringt. Ich bin gespannt.

Tatsächlich beinhaltet „For The Love Of Ghosts“ jede Menge Progressive Rock, der mit Postrock-Elementen angereichert ist und sein Augenmerk auf das kreieren von emotionalen, atmosphärischen Momenten setzt. Das versuchen PHI mit einem ausgewogenen Maß an kürzeren Songs zwischen vier und sechs Minuten Spielzeit („Departure“, „Wintersong“) und längeren Tracks oberhalb der Neun-Minuten-Marke (die verschiedenen „The Surgical Cut“-Teile, „DesIre“ schafft es sogar auf gut zwölf Minuten) und wenngleich ich nicht gleich einen der Neunminüter als Opener verbraten hätte (erster Eindruck: anstrengend), klappt das ganz hervorragend. Gitarrist Markus Bratusa, Bassist Arthur Darnhofer-Demár und Schlagzeuger Nick Koch erwecken mit ihrem komplexen, oft sehr technischen, aber immer auch emotionalen Spiel Freude, ersterer versieht die Songs auch mit seiner Stimme, die sehr ausgewogen und ebenfalls emotional klingt, jedoch auch ein wenig eintönig ist: Während der Gesang in ruhigeren Momenten wie in „DesIre“ oder der an den Classic und Stadion Rock angelehnten Halbballade „Wintersong“ (zusammen mit den „The Surgical Cut“-Teilen mein Höhepunkt) hervorragend passt, hat man in den rockigeren Passagen oft das Gefühl, dass hier ein bisschen Abwechslung nicht gefehlt hätte. Größtes Manko jedoch ist der Sound, der viel zu dünn für die Musik klingt, denn auch mit „mit ordentlich Druck“ haben PHI in ihrer Selbstbeschreibung eigentlich nicht gelogen – aber der sterile, fast poppige Sound lässt die eigentlich druckvollen Riffs nicht wirklich zur Entfaltung kommen.

So mangelt es „For The Love Of Ghosts“ musikalisch eigentlich allerhöchstens an Kleinigkeiten wie der fehlenden Abwechslung im insgesamt aber immer noch starken Gesang, der Sound jedoch ist der Schwachpunkt dieses Albums, der mich hindert, acht Punkte zu zücken und damit eine klare Kaufempfehlung auszusprechen. Dennoch sollten Freunde des Progressive Rocks ein Ohr riskieren, denn PHI bieten intelligent-komplexe und gleichzeitig atmosphärisch-emotionale Musik – und da sind PHI als Newcomer einigen ihrer ungleich erfolgreicheren Genrekollegen um einiges voraus.

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05.07.2011

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