Phantom Spell - Immortal's Requiem

Review

Soundcheck August 2022# 6 Galerie mit 20 Bildern: Phantom Spell - Keep It True Rising III 2023

Irgendwie war es ja nur eine Frage der Zeit, bis sich die ersten Bands in den Windschatten von HÄLLAS schwingen und deren Erfolgsformel zwischen melodischen Rock und leicht progressiven Einflüssen adaptieren. Retrofuturistische Synths und Orgelklänge dürfen da ebensowenig fehlen wie das Gefühl, dass sich alles angenehm analog anhört. Und wenn es das nicht ist, so hat das Produzententeam zumindest jedes Mal aufs Neue ganze Arbeit geleistet. So auch beim hier vorliegenden PHANTOM SPELL-Debüt „Immortal’s Requiem“, das Prog-Projekt des SEVEN SISTERS-Fronters Kyle McNeill. Das Album entsprang laut Presseinfo dem Bedürfnis, McNeills Helden von Damals Tribut zu zollen. Herausgekommen ist jetzt nicht unbedingt eine Hommage an die Progressivität der Siebziger per se und mehr so eine NWoBHM-lastigere HÄLLAS-Variante, also ungefähr im Gebiet, das WYTCH HAZEL zuvor recht einschlägig abgesteckt haben.

„Immortal’s Requiem“ ist ein Leckerbissen für HÄLLAS- und WYTCH HAZEL-Fans

Entsprechend kann man sich auf eine ganze Reihe recht episch angelegter, melodischer und hymnischer Rocker einstellen, die gut ins Blut gehen, seltener wie in „Black Spire Curse“ auch mal heavier aufspielen. Kern des ganzen ist die elegant in Szene gesetzte Riffakrobatik, die gerne mit harmonischen Doppel-Leads die Serotonin-Produktion ankurbeln. Diese winden sich gerne um atmosphärische Tracks herum, die sich flächig im Äther ausbreiten und eine wunderbare, stimmungsvolle Unterlagen für die Gitarren bieten, um ihre melodische Magie wirken zu können. Wirklich progressiv wird es dabei seltener, aber wenn McNeill seine Muskeln in der Hinsicht spielen lässt, dann doch auf beeindruckende Weise wie in „Seven Sided Mirror“ oder im Instrumental „Black Spire Curse“.

„Seven Sided Mirror“ eröffnet mit den gleichen, angejazzten Riffgeflechten, mit denen u. a. schon SPOCK’S BEARD oder auch BEARDFISH ihrer Vorbilder gehuldigt haben, während „Black Spire Curse“ eine leichte Brise Renaissance-Musik ins Spiel bringt. Nur klingt das bei PHANTOM SPELL eben irgendwie authentisch britisch, insgesamt etwas gediegener und im positiven Sinne angestaubt. Ebenfalls ein Plus: „Immortal’s Requiem“ ist mit einem gefühlt aus sechs Tracks bestehendem, 32-minütigen Kern recht kurz und knackig ausgefallen, wodurch man aber auch den Eindruck gewinnen kann, dass das Rory Gallagher-Cover „Moonchild“ mehr wie eine Verlegenheit wirkt, um das Album auf eine halbwegs zeitgemäße Spielzeit aufzublasen. Ich für meinen Teil hätte es so gelassen wie es ist. Die Neueinspielung des bereits im Juli letzten Jahres erschienenen „Keep On Running“ ist allerdings wieder gelungen.

Trotz überschaubarem Umfang fühlt sich das PHANTOM SPELL keineswegs zu kurz an

Aber so ein wirklicher, musikalischer Mangel lässt sich „Immortal’s Requiem“ nicht unterstellen. Wer in erster Linie die in der Presseinfo versprochene Prog-Huldigung erwartet, könnte natürlich etwas enttäuscht hier raus kommen, da sich diese hauptsächlich eben auf „Seven Sided Mirror“ und „Black Spire Curse“ beschränkt. Aber drum herum passt praktisch alles, die Stimmung, das Riffing, die Hooks und der Sound. Viel schöner kann man old-schooligen Rock nach HÄLLAS- bzw. WYTCH HAZEL-Gusto kaum in Szene setzen. Und mindestens sind Songs wie „Dawn Of Mind“ oder „Blood Becomes Sand“ große, epische Rocker, die man sich keinesfalls entgehen lassen sollte. Da kann man sich auch die zurückhaltende Albumlänge gefallen lassen, wenn am Ende die Qualität stimmt.

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23.08.2022

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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2 Kommentare zu Phantom Spell - Immortal's Requiem

  1. nili68 sagt:

    Hällas habe ich eher negativ in Erinnerung. Irgendwas hat mich da gestört, aber ich habe jetzt auch keinen bock das nachzuprüfen.
    Das hier ist zwar auch nichts Außergewöhnliches, aber es erzeugt durchaus Stimmung, für die es Momente gibt. Das, was man hier hören kann, ist mir 7 Punkte wert. Doch, ich meine mich zu erinnern, dass mich bei Hällas der Gesang am meisten genervt hat, was hier nicht der Fall ist. Der Gesang hier ist nett anzuhören im positiven Sinne. Irgendwie klingt das alles „wholesome“..