Phallosopher - (I)

Review

Also bei einem Projektnamen wie PHALLOSOPHER kann man schon einmal ein bisschen schmunzeln. Jesse Heikkinen, der dem ein oder anderen dank seiner Arbeit u. a. an der Gitarre bei HEXVESSEL bekannt sein könnte, hat definitiv einen ziemlich einschlägigen Namen für sein Projekt gewählt, den man so schnell nicht vergisst. Aber was musikalisch dahinter und letztlich auch hinter dem vorliegenden Debüt „(I)“ steckt, nimmt sich dann doch hinreichend ernst genug, sodass man hier keine Angst vor irgendwelchen Albernheiten fernab des Namens haben muss. Also keine Angst, sonderlich viel Humor muss man für den Genuss von „(I)“ also nicht mitbringen. Puuh, Glück gehabt.

Der PHALLOSOPHER spricht

Wo wir gerade beim Musikalischen waren: Was spielt der PHALLOSOPHER denn so? Nun, auf dem Programm steht definitiv Black Metal, der für Genreverhältnisse ziemlich gut produziert worden ist und damit dem Standard folgt, den beispielsweise GAEREA gesetzt haben. Dabei kracht „(I)“ jedoch längst nicht so heftig und wuchtig rein wie die letzte Platte der Portugiesen. Heikkinen setzt also weniger auf eine Wall Of Sound, die den Hörer überrollt, sondern mehr auf eine etwas dynamischere und subtilere Produktion, die dennoch keinesfalls Volumen missen lässt. Wie gesagt: „(I)“ klingt eben doch relativ modern und sauber. Wer seinen Schwarzstahl lieber mit dem Kassettenrecorder vom Nebenraum aus aufgenommen vorzieht, geht hier also leer aus.

Stilistisch liegt dem Sound eine rohe Aggressivität zu Grunde. Heikkinen webt jedoch immer wieder hymnische Hooks und verträumte Melodien in den Sound ein. Der warme Klang der Platte verleiht den Songs eine amtliche Heaviness, die man vor allem in den etwas wilderen Blast Beats zu spüren bekommt – man höre „Bring Me The Head Of Your Prophet“. Im gleichen Song schlägt sich Heikkinen aber auch mal seitwärts in etwas jazzigere Büsche mit einem richtig feinen, eleganten Gitarrensolo, das lediglich von einigen Synths getragen wird. Der Nudelfaktor hält sich allerdings schon allein aufgrund der knappen Gesamtspielzeit der Platte von etwas unter einer halben Stunde einigermaßen in Grenzen. Insofern hat das Solo gerade die richtige Länge, um den Track nicht zu zerfurchen.

Mit etwas mehr musikalischem Fleisch auf den Rippen hätte „(I)“ richtig groß sein können

Noch etwas biestiger wird es auf „Malkuthian Cunt“, das nicht mal eine Minute auf die Uhr bringt. Der Song klingt jedoch lediglich wie ein angefangenes Fragment, nicht wie ein Grindcore-mäßiger Orkan, der den Hörer in 45 Sekunden komplett und unangespitzt in den Boden rammt. Aber die Stärke von PHALLOSOPHER liegt ohnehin im Kompositorischen, sodass man sich ein bisschen fragt, was dieser Track hier soll, oder besser: Was er mal hätte werden sollen. Das gleiche fragt man sich übrigens auch bei den drei Interludes, die sich immer wieder zwischen den Songs dieses ohnehin schon recht kurzen Albums tummeln. So richtig Sinn ergeben die nicht, sie leiten nicht in die Tracks über und wirklich viel Interessantes passiert darin auch nicht.

Das ist eine fragwürdige, strukturelle Entscheidung, die Heikkinen da getroffen hat. Eigentlich ist „(I)“ ein ziemlich gutes Album geworden. Die erste Hälfte kracht ordentlich, während sich die hymnischeren Cuts vor allem in der zweiten Hälfte der Platte tummeln. „Black Light Of Creation“ mutet fast wie Epic Metal intoniert mit klassischer skandinavischer Schwärze an, während der Rausschmeißer „Whore And The Beast“ schwere, melancholische Geschütze auffährt und möglicherweise ein bisschen fahles Licht in diese ansonsten ziemlich Schwarze Angelegenheit scheinen lässt. Weshalb Heikkinen seine Trackliste also so zerfurchen musste, bleibt ein Rätsel. Aber Grund genug, die Platte wegen ihrer musikalischen Seite aufzulegen, dürften interessierte Schwarzwurzelgeister beim gebotenen Liedgut allemal haben.

29.03.2021

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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