Die drei Kopenhagener PET THE PREACHER bringen mit „The Cave & The Sunlight“ ihr zweites Album an den Mann und die „zwei“ – die kleinste und einzige gerade Primzahl – kristallisiert sich nach und nach als roter Faden der Platte heraus.
Dies zeigt sich wie folgt: Das Album zündet erst beim zweiten Durchlauf. Woran das jedoch liegen mag, kann man nur erahnen: Beim ersten Hören zeigte das Thermometer 18 °C, beim zweiten Mal knappe 32 °C Außentemperatur. Es scheint fast, als hätte die süß-nebelige Stoner-Luft beim ersten Zusammentreffen gefehlt und der Körper deswegen keine oder zumindest kaum Rock-Endorphine produzieren können, denn „The Cave & The Sunlight“ ist unmissverständlich ein Sommer-Album – dreckig und schwer, wie ein Sommergefühl oder das Wegwischen des Schweißes auf der Stirn mit staubigen Händen, ein Zurechtrücken der Pilotenbrille und der letzte Schluck, bevor die Fahrt weiter geht. Es schmeckt nach Grunge, Prog und Blues und langsam drückend riffen sich PET THE PREACHERs Basslinien zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus.
Das Album selbst startet mit plakativem, aber authentischem Party-Rock, wird dann allerdings von Minute zu Minute melancholischer und entpuppt sich als selbstkritisch und inhaltlich sogar fast schon düster. Mit Themen wie Lebensangst, verbotenen Lieben und Leiden schaffen es PET THE PREACHER neben den handfesten Melodien auch mit Worten zu überzeugen und hinterlassen dabei trotzdem ein positives Gefühl.
Und noch einmal kommt die „zwei“ ins Spiel: Wer steht denn da schon wieder als Produzent auf der Matte? – Kaum zu glauben: Jacob Bredahl, welcher übrigens zu Ende des zweiten(!) Tracks auch stimmlich (in diesem Fall schreienderweise) zu vernehmen ist. Meinerseits handelt es sich um die zweite Platte, die ich dieses Jahr in Händen halte, bei welcher sein Name als Producer fällt und bei der die Produktion einfach gelungen ist. Alles passt – die psychedelisch angehauchte Aufmachung, die dominanten, aber doch passenden Klampfen des Frontmanns, die Drums, der Bass, die Mischung. Dabei erinnern die Töne zwar an MONSTER MAGNET, PUDDLE OF MUDD oder ALICE IN CHAINS, aber das einfache Konzept kann trotzdem Eindruck hinterlassen. „Let Your Dragon Fly“und „Marching Earth Pt. 2“ sind ihrerseits Paradebeispiele für die Stimmung, die PET THE PREACHER von der ersten Minute an durchgehend erzeugen, denn es ist ein Wechselspiel zwischen dem Eindruck der untergehenden Sonne bei einem Festival – hypnotisch und benommen – und dem Moment, in dem man am nächsten Morgen verkatert mit Cowboyhut in der brütenden Hitze ausharrt, damit es weitergeht. Anzumerken ist hierbei jedoch, dass die ganzen 50 Minuten Spieldauer am Stück leider etwas schwere Kost sind, denn nach wenigen Liedern verschmelzen die Tracks untereinander und bereits ab der Hälfte bedarf es beachtlicher Willensstärke ohne Skip-Taste weiter zu hören. Es gefällt dabei zweifelsohne – aber die ganze Portion ist ganz schön gehaltvoll.
Um zum nahe liegenden Fazit zu gelangen: Wäre das Album ein Deutsch-Aufsatz, stünde eine rote Zwei darunter – es ist schlicht und ergreifend „gut“ und für eine laue Sommernacht genau die Art von Rock, die sich irgendwie sexy und mit Drei-Tage-Bart einen Whiskey kippt.
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