Pestilential Shadows - Ephemeral

Review

Waren die 2003 gegründeten PESTILENTIAL SHADOWS lange Zeit nicht dem allzu großen Bekanntheitsgrad ausgesetzt, erhob ihr 2011er Werk „Depths“ erstmals Ansprüche auf höhere Weihen. Im letzten Jahr wurde das zehnjährige Bestehen gefeiert und mit Gitarrist/Sänger Desolate (u.a. NAZXUL, ehemals auch AUSTERE, WOODS OF DESOLATION) hat mittlerweile einer der Chefdenker das Schiff verlassen, obwohl dieses nicht einmal am sinken war. Eher im Gegenteil, wie das neue, mittlerweile schon fünfte Album der Band aus Corrimal zeigt, welches passenderweise an Halloween veröffentlicht wird und auf den Namen „Ephemeral“ hört.

Vorerst sollte das Augenmerk aber auf das wirklich gelungene Cover-Artwork gerichtet werden, welches durch geschmackssichere Farbgebung und eine kunstvolle Illustration den Titel des Albums, der übersetzt dem Beiwort „vergänglich“ entspricht, und die darauf enthaltene beklemmende Atmosphäre einzufangen sowie stimmig umzusetzen weiß. Nach düsterem, in dieser Art von vielen sonstigen DSBM-Veröffentlichungen (z.B. Sombres Forêts) bekanntem, Intro setzt sich das unheilvolle Geschwader aus Down Under dann mit „Mill Of Discord“ langsam in Gang und führt schleppend, wenn auch bestimmt, ein in ihr Reich aus schmerzerfüllter Tristesse. Angesprochener Song war vorab schon über den bandeigenen Facebookaccount der breiten Masse zugänglich und überrascht neben epischen Umschwüngen durch Blastbeat-Attacken, die einen nach jenem schwelgerischem Beginn aus dem Nichts überrollen, um anschließend von majestätischer Gitarrenarbeit abgelöst zu werden. Ganz starker Auftakt in ein Album voller niederdrückender Emotionen. Im Vergleich zu vorherigem Material bewegt man sich auf „Ephemeral“ stärker denn je im Mid-Tempo-Bereich. Langsam geht es voran, dafür umso intensiver, nicht zuletzt verstärkt durch die morbide Stimme von Sänger Balam, die diesmal ein wenig prägnanter in den Vordergrund tritt als es zuvor der Fall gewesen ist. Mit „Fragments“ folgt im Anschluss direkt die nächste Hymne, bei der an einigen Stellen, ausgelöst durch flächige Melodien, unvermeidbar AUSTERE-Vergleiche im Kopf hervorkriechen, im Endeffekt aber nur Randnotizen neben beispielsweise dem großartigen sakralen Background-Gesang im Mittelteil bleiben. Auch wenn sich die Herren klar von ihren Landsleuten unterscheiden, ist bei der musikalischen Umsetzung dennoch eine gemeinsame Handschrift zu erkennen. Jedoch begnügen sich die Schwarzheimer nicht damit, hoffnungslos dem Ende geweiht zu sein und in Selbstmitleid zu versinken, der Bastard wehrt sich: „Sorrow Of Tongues“ atmet zwischenzeitlich so dermaßen angeschwärzten Rock’n’Roll, dass selbst URGEHAL-Gitarrist Enzifer vor Neid erblassen dürfte. Trotz des primär vorherrschenden Mid-Tempos und der melancholischen Grundausrichtung dürfte eben dieser Abwechslungsreichtum, der stets im Rahmen bleibt und letztendlich ein stimmiges Werk liefert, der Grund für die eindringliche Atmosphäre auf „Ephemeral“ sein, die im zehnminütigen Titelstück ihren Höhepunkt erfährt.

Wer also auf der Suche nach Melodiebögen voller Wehmut, eingebettet in ein räudig-schwarzes Fundament ist, dürfte mit dieser Platte nichts falsch machen. Klare Schwachpunkte lassen sich nicht ausmachen. „Ephemeral“ ist aber auf jeden Fall ein Werk, welches als Ganzes durchlebt werden sollte. Deutlich wird dies allein durch den thematischen Rahmen, den das Intro „Throes“ (zu Deutsch: Geburtswehen, heftige Schmerzen) und das Outro „Expire“ (zu Deutsch: enden, zu Ende gehen) vorgeben. Zwischen diesen beiden Ereignissen spielen sich enorme Gefühlswelten ab, die PESTILENTIAL SHADOWS hervorragend zu vertonen wussten.

23.10.2014

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