Persefone - Spiritual Migration

Review

Mit dem kleinen Pyrenäenstaat Andorra, gelegen zwischen Frankreich und Spanien, haben PERSEFONE noch etwas mehr gemeinsam als lediglich ihre geographische Heimat. Lediglich gut 85000 Einwohner fasst die kleine Nation und markiert damit einen derart verschwindend geringen Relevanzanteil in der gesamteuropäischen Diskussion. Ähnlich minimal erscheint jener Teil an progressiv orientierten Bands, denen es auf einem derart hochklassigen Level gelingt, so unglaublich viele verschiedene Elemente, untereinander perfekt abgestimmt, unter einen Hut zu bringen. Die sechsköpfige Truppe ist aktuell dabei, diesen Status zum vierten Mal in Folge unter Beweis zu stellen und eins lässt sich schon an dieser Stelle vorwegnehmen: Sie haben zweifelsfrei wieder ins Schwarze getroffen.

Ihren letzten Auftritt hatten die Jungs aus Andorra la Vella, der einzigen Stadt des andorraschen Staates, im Jahr 2009 mit dem Album “Shin-Ken“, das sich um japanische Kriegserzählungen drehte und dies sowohl konzeptionell als auch musikalisch umsetzte. Daran knüpfen PERSEFONE mit “Spiritual Migration“ grundsätzlich an, auch wenn sich die thematischen Aspekte diesmal um Buddhismus und Spiritualität handeln. Zumindest der Faktor Musikalität offenbart dieselben, wenn nicht gar erweiterte Dimensionen, was den Vergleich zum Vorgänger angeht.

Gefühlt ist die Band ein wenig moderner geworden, was sich in zwei wesentlichen Gesichtspunkten äußert. So markiert die augen-, beziehungsweise “ohrenscheinlichste“ Veränderung sicherlich das Geschehen hinter dem Mikrophon. Anders als noch auf dem dritten Album, trägt Gitarrist Carlos Lozano aktuell nichts mehr zum stimmlichen Gesamtbild bei, doch grundsätzlich haben sich die Stilistiken in diesem Zusammenhang etwas verschoben. Die Growls von Leadsänger Marc Martins Pia sind mittlerweile komplett in der Versenkung verschwunden, stattdessen regieren auf “Spiritual Migration“ harsche Screams und zweitrangig die nochmals gereiften Clean-Vocals, die immer wieder ein sehr hohes Maß an Emotionalität induzieren.

Dazu ist diese Platte seitens der Produktion von Jacob Hansen (u.a. ABORTED, VOLBEAT) noch einmal richtiggehend abgeschliffen worden und klingt nun wahrlich präzise bis zum Maximalanschlag. Das tut einem “Musical-overdose“, wie er auf “Spiritual Migration“ zu finden ist, in jeder Hinsicht gut, denn nur so kann man sich als Hörer auf diese kaum greifbare Vielfalt an Impressionen und Gefühlslagen einlassen. Immer wieder arbeiten PERSEFONE mit unterschiedlichsten Stilmitteln, dann mit Keyboards, deren Essenz als solche die Grenze der Theatralik vermutlich schon längst überschritten hätte, im Albumkontext allerdings blitzsauber eingewoben ist, woraufhin wiederum tempobefreite Passagen folgen, die an ruhige Momente von OPETH und Konsorten erinnern.

Dabei ist “Spiritual Migration“ allen voran ebenso technisch orientiert wie emotional wirksam, was unter Garantie einer der schwierigsten Spagate im gesamten Musikbusiness darstellt. Nicht zu unterschätzen ist dennoch der erste große Anspruchshügel, dem man sich als Hörer bedingungslos zu stellen hat. PERSEFONE nur mit Headphone oder so. Da ist schon etwas Wahres dran. An einigen Stellen dieser durchweg fordernden Kunst fühle ich mich an die Glanzzeiten von DISILLUSION erinnert, und wenn das mal kein Qualitätsprädikat ist, dann weiß ich auch nicht. Für mich schon vorweg eines der absoluten Top-Highlights des noch so jungen Jahres.

21.03.2013
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