Wenn die Franzosen PËRL von „ambiant rock“ sprechen, meinen sie damit nicht das, woran man als Leser vermutlich als erstes denkt: wabernde Klangflächen, Hintergrundbeschallung, Schwebezustände. Vielmehr sind es Stimmungszustände, die das Trio umtreibt. Der Albumtitel deutet es schon an: Auf „R(a)ve“ dreht es sich ums Schwärmen, um Träume und eine zunächst schwer greifbare Atmosphäre der Kontraste.
PËRL einzuordnen, ist aus diesem Grund kaum möglich, weil sie sich in kein stilistisches Korsett zwängen, keinen vertrauten Schemata folgen. In einer Melange aus progressivem Rock, Versatzstücken aus Post-Hardcore und Metal kreieren sie eine ziemlich anspruchsvolle und in einigen Momenten auch zu leichter Kopflastigkeit neigenden Spielart, ihrem ganz persönlichen Entwurf von gitarrendominierter Rockmusik.
Der Einstieg verläuft noch ziemlich quer, PËRL genießen es sichtlich, den Hörer regelrecht zu überrollen. In den ersten drei Stücken vermeiden sie es noch elegant, sich auf eine Position festzulegen, doch dann passiert etwas: Das manisch-beklemmende Stück „Parenthèse 56“ pendelt sich gegen Ende auf einer Linie mit steigender Spannung und großem Finale ein. Danach scheinen alle emotionalen Dämme zu brechen. Anstelle der eher harten Arrangements treten nun verstärkt Melodisches und Melancholisches. Der Traum beginnt sozusagen auf’s Stichwort „Rêve“ und lädt den Hörer zum Schwärmen und Schweben ein. Erst beim abschließenden Stück „Je Songe“ kehren die groben Kanten und die Aggression des Anfangs wieder zurück, finden aber zu einem versöhnlichen Ende.
Keine leichte Kost, die hier serviert wird, aber dafür ein mehrgängiges, anspruchsvolles Menü mit interessanten Details. Wer im Rock gerne auf Entdeckungsreise geht, sollte mal reinschnuppern.
Vielen dank für diese Artikel! 🙂 R(a)ve ist auf Deezer: http://www.deezer.com/fr/album/6263720