Perish - The Decline

Review

Soundcheck Juli 2022# 9

Eigentlich wollten sich die Musiker von LONG DISTANCE CALLING nicht mehr ihren alten Anfängen widmen. Eigentlich. Denn bei PERISH handelt es sich um ein Projekt, das unter anderem Florian Füntmann und Janosch Rathmer zu ihren Metalwurzeln zurückgehen lässt. Falls sich jemand erinnert: Die beiden haben früher bei der Metalcore/Melo-Death-Truppe MISERY SPEAKS gespielt, selbst in einem Interview vor ein paar Jährchen verneinte Füntmann noch eine Reunion.

Nun, PERISH sind auch sicherlich kein Wiederaufleben der alten Münsteraner Band, aber das Feuer hinsichtlich Metal, von dem LONG DISTANCE CALLING heutzutage eher entfernt sind, ist anscheinend noch nicht bei allen Bandmitgliedern ganz ausgebrannt. Vielmehr lassen PERISH die Liebe für 90er-Jahre Death und Black Metal aus Skandinavien wieder aufleben und schießen textlich gegen alles Schlechte der Welt, was sich während der Pandemie als Reflektion der Musiker ergeben hat. Wobei die Ideen für PERISH teilweise sehr viel älter sind, aber nicht eher auf Platte gebannt werden konnten.

„The Decline“ ist netter 90er-Jahre Worship

Der Longtrack „Joyless“ eröffnet das Album abwechslungsreich wie wohlig die 90er referenzierend. „Relentless“ könnte auch von einer moderneren Black-Metal-Band wie WODE stammen, da die Band hier wie selbstverständlich melancholische Schwarzwurzel-Riffs mit Punk-Rotzigkeit und ein wenig Heavy Metal vermischt. Das wird auf „The Decline“ oft ergänzt durch ein paar Samples in den Songs und Stellen für ein wenig Ruhe und Introspektivität, wenn die Combo mal einen Gang zurückschaltet.

Das sitzt alles sehr ordentlich, oft sogar richtig gut, aber Songs wie „Soulless“ oder „Hopeless“, die mit beinahe acht und zehn Minuten nicht gerade kurz geraten sind, kranken ein wenig am Durchschnitt und der Beliebigkeit. Sowohl in Sachen packende Riffs, von denen nicht alle über die Laufzeit hinterm Ofen hervorlocken, als auch den schon erwähnten „Ruhepolen“ in den Songs. Die sind nicht grundsätzlich verkehrt, aber nehmen durchaus das ein oder andere Mal ein wenig Wind aus den Segeln und das nicht immer zum Guten.

Für höhere Weihen reicht es bei PERISH aber nicht

Die Bissigkeit, die Gefährlichkeit die Black Metal sonst hat oder haben sollte, kommt sowohl in Songwriting als auch Produktion oft nicht ganz rüber. Hinter PERISH stecken viel zu gute und routinierte Musiker, um das nicht trotzdem passend in Szene setzen zu können. Aber irgendwo fehlen einfach ein wenig Ecken und Kanten. So bleibt mit PERISH und dem Debüt „The Decline“ ein solides Nebenprojekt im Fahrwasser solcher Bands wie EUCHARIST, SACRAMENTUM oder frühen KATATONIA, das den Wurzeln des Genres angemessen Tribut zollt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Wer wissen will wie sich die LONG DISTANCE CALLING-Musiker im 90er-Black-Death-Gewand machen, darf ruhig reinhören. Auch Leute die mit der aktuellen BELTEZ oder ULTHA etwas anfangen können, kommen hier sicher auf ihre Kosten. Auf dem Niveau des neuesten Werkes der Kölner befindet sich ein „The Decline“ im Vergleich allerdings nicht ganz.

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08.07.2022

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